Ölimporteure, Raffinerien und Hafenmanager in China und Indien haben alarmiert auf die neuen Ölsanktionen der USA reagiert. Das berichtet heute unser Dossier Geoökonomie. Sie versuchen derzeit mithilfe von Juristinnen und Juristen die konkreten Details und Fristen der am Freitag von der Biden-Regierung in Koordination mit Großbritannien verkündeten Maßnahmen zu verstehen.
Die Sanktionen wirbeln die gesamte Branche auf. Sie richten sich gegen hunderte Akteure: zwei der größten russischen Ölkonzerne, knapp 200 Tanker vor allem der berüchtigten Schattenflotte, Energiebeamte, Ölhändler und Teile der russischen Flüssiggas-Industrie. Die USA wollen zwar hauptsächlich Russlands Ölhandel mit China und Indien torpedieren, doch am Montag stieg der Weltmarktpreis mehrerer Ölsorten auf ein Viermonatshoch. Dadurch treffen die Sanktionen auch den Westen – und dürften neue Inflationssorgen schüren. In China stieg bereits am Wochenende der Preis für Diesel spürbar an.
Wann treten die Maßnahmen in Kraft? Das ist bislang unklar und sorgt für Stress. Gibt es eine Übergangsphase? Gelten die Sanktionen auch jetzt schon für Tanker, die bereits auf dem Weg zum Kunden sind? Auch ist offen, wie die USA ihre Sanktionen durchsetzen werden – und ob sie unter Trump Bestand haben. Drei der frisch sanktionierten Tanker mit russischem Öl treiben, Stand Montag, vor der chinesischen Küste – der Umgang mit ihnen könnte zum Testfall werden. Ein Unternehmen, das mehrere Ölterminals in Shandong betreibt, warnte bereits davor, solche Schiffe zu entladen.