Die Grüne Jugend hat eine neue Führung: Jakob Blasel und Jette Nietzard wurden am Wochenende zu neuen Bundessprechern gewählt. Bei ihren Reden in Leipzig griffen sie im Sinne einer radikalen Neuausrichtung auf die Textbausteine zurück, die die Vorgänger in den Schubläden hatten liegen lassen: Die Koalition solle „Reiche“ stärker besteuern, anstatt Sozialleistungen „zu kürzen“, und überhaupt müssten die Grünen „wieder“ nach links rücken.
Nachfrageproblem: Eine solche Weltsicht wurde gern als Privileg der ganzen jeweils jungen Generation behandelt. Der Alleinvertretungsanspruch des linken Lagers für die Jugend schmilzt aber dahin: Wie Wahlforscher nach den jüngsten Landtagswahlen belegten, hat die AfD überproportionalen Erfolg gerade bei den Jungen.
Stärkere Ränder: Die gerade erschienene Shell-Jugendstudie legt eine Neu-Politisierung nahe. Während der Durchschnitt in der Selbstverortung leicht links von der Mitte liegt, kaum verschoben im Vergleich zur Ausgabe 2019, nimmt die Polarisierung an beiden Rändern zu, ebenso die Zahl der jungen Männer, die sich als rechts oder eher rechts bezeichnen. Es wird nicht bloß an Tiktok liegen, der bequemen Erklärung. Deutlich mehr als 2019 sorgen sich die Befragten etwa um die wirtschaftliche Lage. Wer weiß, ob sie zum Beispiel nicht die Ahnung umtreibt, dass das Rentenpaket der Ampel eine milliardenschwere Boomer-Subvention wird.
The kids are alright: Mit derlei Generationen-Egoismus hielt sich die Grüne Jugend am Wochenende aber nicht groß auf. Sie retten gleich die Welt. An der Einschätzung der eigenen Kraft hat sich gottlob nichts geändert.