Wenn sich die Linke ab Freitag zu ihrem Parteitag in Halle an der Saale trifft, geht es eigentlich um alles: um eine neue Parteispitze, um eine Neuaufstellung und darum, wie die Partei die Kehrtwende schaffen will. In gewisser Weise geht es also auch darum, ob die Linke noch eine Zukunft hat. Wenige Tage vor Beginn geht es aber erst einmal darum, die Wogen zu glätten. Ein Parteitag des Berliner Landesverbandes endete am vergangenen Wochenende im Eklat, weil sich die Delegierten über einen Antrag zerstritten, der sich kritisch mit linkem Antisemitismus auseinandersetze.
Droht Chaos in Halle? Nun steht die Frage im Raum, ob diese Debatte nicht auch geeignet ist, den kommenden Parteitag zu überlagern. Wie der Spiegel zuerst berichtete, bereiten die beiden designierten Parteivorsitzenden, Ines Schwerdtner und Jan van Aken, einen Antrag vor, der weiteren Streit verhindern soll. Aber wie soll das gehen?
Worte auf der Goldwaage: „Mein Eindruck ist, dass sich ein Großteil der Delegierten hinter dem Antrag versammeln kann“, sagte Ines Schwerdtner SZ Dossier. Es gehe nun darum, die berechtigten Emotionen einzufangen. Und wie? Schwerdtner sagt, das werde vor allem eine Gesprächsaufgabe, es komme darauf an, den richtigen Umgang mit Triggerwörtern zu finden.
Wie weit darf es gehen? Insofern sei der Parteitag am vergangenen Wochenende ein „wichtiger Weckruf“ gewesen, sagte Schwerdtner. Debatten wie die über das Thema Antisemitismus seien gesellschaftlich so relevant, dass man ihnen nicht ausweichen dürfe. Eine Lehre aus dem Europawahlkampf sei auch, dass man diese Debatten innerhalb der Linken führen müsse. „Sonst wirken wir farblos“, sagte Schwerdtner. Klar sei aber auch, dass es am Wochenende um die Neuaufstellung der Linken gehe. „Also die Debatte einmal austragen und dann hinter den Positionen versammeln“, sagte Schwerdtner. Sollte das gelingen, wäre es eine echte Neuaufstellung.