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Thüringen gibt der Mitte ein Rätsel zu lösen

Die in Thüringen als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei unter Björn Höcke triumphiert und erreicht eine Sperrminorität (im Tiefgang mehr dazu). Ihr Sieg wurde aber schon am Wahlabend von den anderen vom Trauma zum Was-will-man-machen-Problem degradiert, gerade weil es so kompliziert bleibt. Ein Bündnis aus CDU, BSW und SPD, die einzige Option, für die keine von der CDU definierte Brandmauer überwunden werden müsste, kommt laut vorläufigem Endergebnis nicht auf eine Mehrheit der Landtagssitze.

Bitte lösen: Wählerinnen und Wähler haben sich kreativ am Markt der Möglichkeiten bedient. CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt, der aus dem Wahlergebnis in der Tat die Chance für eine „stabile Regierung“ abliest, müsste mit der Linken sprechen, in der CDU ein Tabuthema.

No Wagenknecht, no party: Dass Voigt an Sahra Wagenknechts BSW nicht vorbeikommt, steht schon fest. Spitzenkandidatin Katja Wolf will Gespräche schnellstmöglich beginnen, das BSW stehe für einen „Neustart“. Vielleicht denken das auch einzelne Abgeordnete, die für die Linke gewählt wurden, und wechseln die Fraktion? Willkommen in italienischen Verhältnissen, die auch seit Jahrzehnten demokratische sind.

An Ramelow soll es nicht liegen: „Der im demokratischen Spektrum, der die meisten Stimmen hat, der muss die Gespräche beginnen, der muss einladen“, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow von der Linken. Voigt führt den demokratischen Block an – weit hinter der AfD, aber mit leichten Zugewinnen. Ramelows Partei hingegen stürzt dramatisch ab, wird von der stärksten Kraft zur vierten, will aber trotzdem alle unterstützen, die helfen, dass „wir zu einer demokratischen Mehrheit im Parlament kommen“.

Wenn das nicht klar genug ist: Die Linke schließt nicht aus, eine Koalition aus CDU, BSW und SPD, also eine Minderheitsregierung, zu tolerieren. „Wenn das so wäre, muss man wirklich alle Optionen auf den Tisch legen“, sagte der Co-Vorsitzende der Thüringer Linken, Christian Schaft.

Danke, das war’s: Die Grünen, mit Linken und SPD in der Landesregierung, fliegen aus dem Landtag. Die Thüringer FDP hatte einen Sonderweg eingeschlagen, der gestern endete. So absehbar das war, Thomas Kemmerich bewies keine Lust, sich andere Abschiedsworte zu überlegen als: „Es hat halt nicht gereicht.“