„Wer Woidke will, wählt SPD“: Das steht derzeit auf Wahlplakaten in Brandenburg. In Eberswalde, rund eine Stunde nördlich von Berlin, kam gestern Klingbeil statt Woidke, Gabriel Rinaldi war dabei. Rund 30 Bürgerinnen und Bürger waren zum Bürgerdialog gekommen, viele davon Genossen. Die Debatten um den Krieg in der Ukraine seien in Brandenburg anders als in Berlin, sagte der Niedersachse Klingbeil in seiner Einleitung, man müsse alles tun, um die Ukraine zu unterstützen.
Unerwartete Kritik: Das wäre gar nicht notwendig gewesen, als sich ein Fragesteller zur „Friedenspolitik der SPD“ meldete, kritisierte er die fehlenden Taurus-Lieferungen. Ein anderer Bürger merkte an, es sei nicht genug, dass Deutschland größter Unterstützer sei, vielmehr sei das ein „Tod auf Raten“. „Genau so ist es“, sagte jemand. Klingbeil, sichtlich irritiert, sagte, er hätte gewettet, dass die Ukraine-Debatte aus einer ganz anderen Ecke geführt würde. „Bei Olaf Scholz dauert es manchmal lange, bis er Ja sagt, aber wenn er dann Ja sagt, dauert es einen Tag und es geht los“, sagte Klingbeil. Es gebe aber nun mal das Problem, dass Putin den Krieg lange vorbereitet habe und wir „einfach Defizite haben“. Bis zum 5. November erwartet Klingbeil nicht, dass Putin seine Strategie ändere – er warte auf die Wiederwahl seines Kumpels Donald Trump, der eine Lösung zulasten der Ukraine finden wolle. „Ich hoffe, dass am Ende Kamala Harris gewählt wird und das auch der Moment sein kann, wo Putin sagt: Ich muss jetzt verhandeln.“
Weißer oder schwarzer Rauch? Ein Fragesteller kritisierte die Kommunikation innerhalb der Regierung. „Ich hätte mich gefreut, wenn ich dieses Ergebnis nicht in der Presse gelesen hätte“, sagte Klingbeil zum jüngsten Haushaltsgutachten. Besser wäre es, man würde sich erst bei weißem Rauch zu Wort melden. Im nächsten Wahlprogramm soll Pflege eines der prominentesten Themen für die SPD sein. Die SPD wolle sich, was auch sonst, auf die „arbeitende Mitte“ konzentrieren. Einen Rat zur Bekämpfung der Polarisierung hatte er an das Publikum auch: „Nur weil jemand sagt, er wählt AfD, dürfen wir ihn nie aufgeben.“