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Europawahl in Sachsen: Lehren für die Landtagswahl

31,8 Prozent der Wählerinnen und Wähler in Sachsen haben bei der Europawahl ihre Stimme der AfD gegeben. Das Ergebnis gilt als Fingerzeig für die Landtagswahl am 1. September. Wie sich die Werte erklären lassen, haben nun Fachleute des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts der Universität Leipzig untersucht. Die zentralen Erkenntnisse:

Schwache Infrastruktur, starke AfD: Die Autorinnen und Autoren des Berichts haben untersucht, „wie sozial-, wirtschafts- und infrastrukturelle Faktoren mit der Stimmverteilung in sächsischen Gemeinden zusammenhängen“. Demnach war die AfD, die in Sachsen als gesichert rechtsextrem eingestuft wird, vor allem dort stark, wo die Infrastruktur schwach ist und die Gemeinden klein sind, die Bevölkerung abwandert, wo Autobahnen, Apotheken, Supermärkte oder Grundschulen weit entfernt sind. Auch eine hohe Arbeitslosigkeit begünstigt ein hohes AfD-Wahlergebnis.

Was die Vergangenheit zeigt: Der wichtigste Erklärungsfaktor war der Analyse zufolge aber keiner, der direkt mit der Infrastruktur zusammenhängt, sondern ein kultureller: „Das Zweitstimmenergebnis von NPD und DSU während der Landtagswahlen 2009 erklärt das gegenwärtige AfD-Wahlergebnis am stärksten“, schreiben die Autorinnen und Autoren. Die AfD sei also dort überdurchschnittlich stark, wo die extreme Rechte vor 15 Jahren schon Erfolg hatte.

Das Kreuz mit dem Kreuz: Ein höherer Anteil katholischer und protestantischer Menschen in den Gemeinden führt auch zu einem höheren AfD-Ergebnis, „wenn auch nur leicht“. Allerdings gilt das nicht überall: In sorbisch geprägten Regionen ergab sich das Gegenteil. „Hier verringert offenbar das stark verankerte sorbisch-katholische Milieu die AfD-Stimmenanteile.“ Die Autoren führen das jedoch weniger auf die Religionszugehörigkeit als mehr auf den hohen zivilgesellschaftlichen Organisationsgrad und die besondere Milieubildung in diesen Gemeinden zurück.

Fazit: Der Analyse zufolge bilden „schlechte Strukturbedingungen“ und „verfestigte extrem rechte Milieus“ den Nährboden dafür, dass Menschen Parteien wie die AfD wählen. Sachsen sei dabei kein Einzelfall, schreiben die Autoren: Diese Ergebnisse spiegelten internationale Studien wieder, „die zeigen, dass extrem rechte Parteien von Sparpolitik und dem Abbau der öffentlichen Daseinsvorsorge profitieren.“