Wie sieht ein gerechter und dauerhafter Frieden in der Ukraine aus? Mit einem US-Präsidenten Donald Trump wäre er jedenfalls unwahrscheinlicher. Als Vorkehrung haben die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen neue Hilfen in Höhe von 50 Milliarden Dollar versprochen, bis Ende des Jahres soll der Betrag als Kredit bereitgestellt werden. Die Zinskosten des Kredits sollen aus den Zinserträgen der eingefrorenen Vermögen der russischen Zentralbank bezahlt werden. Heute wird übrigens der Papst beim Gipfel erwartet.
Auf Borgo Egnazia folgt Bürgenstock: Kanzler Olaf Scholz (SPD) fliegt direkt vom G7-Gipfel in Apulien in die Schweiz, zur Konferenz zum Frieden in der Ukraine. Von den rund 160 eingeladenen Nationen sollen nur etwa 90 zugesagt haben, der SZ wurden die Zahlen bestätigt. Russland war nicht eingeladen, auch, weil der Kreml in den vergangenen Wochen deutlich gemacht hat, dass er an ernsthaften Verhandlungen kein Interesse hat. „Die Zeit ist nicht gekommen, hier mit Russland zu verhandeln“, hieß es aus Berliner Regierungskreisen. Russland sei der Aggressor, der keinen Frieden wolle, und „bisher jede Initiative für Verhandlungen zum Scheitern gebracht hat“, sagte Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger SZ Dossier. Weil Russland nicht kommt, hat China seine Teilnahme abgesagt, auch Brasilien wird nicht teilnehmen.
Einen Diktatfrieden soll es nicht geben: Aus Regierungskreisen hieß es, es ginge um ein Bekenntnis zum Völkerrecht, auf das man sich hoffentlich einigen könne. Damit solle signalisiert werden, dass es keinen „russischen Diktatfrieden“ geben dürfe. Wenn ohnehin vor allem die Freunde der Ukraine zusammenkommen, dürfte das Bekenntnis nicht schwerfallen. Die Frage aber bliebe, wie schwer es dann wiegt.
Bloß keine Erwartungen schüren: Es würden drei zentrale Themen besprochen, hieß es aus Regierungskreisen. Eines sei die nukleare Sicherheit, mit dem Einsatz von Atomwaffen dürfe nicht gedroht werden. Das zweite Thema sei Ernährungssicherheit und die Freiheit der Seewege. Auch über den Austausch von Gefangenen soll beraten werden. „Das darf man nicht geringschätzen“, sagte Brugger, „insbesondere die Teilnahme von über 50 nichteuropäischen Staaten wie Indien oder Japan ist ein großer Gewinn, der den Gesprächen viel Gewicht verleiht.“ Aus Regierungskreisen hieß es, man müsse „überzogene Erwartungen an diesen Gipfel vermeiden“, auch Brugger sagte, man dürfe keine „allzu hohen Erwartungen für ein Ende des Krieges allein wegen dieser Konferenz haben“. Ein Anfang also, mehr nicht.