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Im Tunnel der Hamas

Leid lässt sich nicht gegeneinander aufwiegen. Kinder, die schreiend vor Zelten stehen, in denen ihre Eltern und Geschwister verbrennen, wie nun nahe Rafah geschehen, sind nicht zu rechtfertigen. Gestern sollen bei Angriffen erneut 30 Menschen getötet worden sein. Kinder, die schreiend in ihren Häusern stehen, in denen ihre Eltern und Geschwister ermordet wurden, sind ebenfalls nicht zu rechtfertigen.

Mehr als 100 Geiseln im Gazastreifen: Auf dem Bebelplatz in Berlin hat die Stiftung „For Yarden“ gemeinsam mit den Familien der Geiseln und der israelischen Politikberaterin Melody Sucharewicz einen Tunnel der Hamas nachgebaut und ihn symbolisch zum „Platz der Hamas-Geiseln“ umbenannt. Es ist dunkel, aus einem Lautsprecher kommen Schreie. Läuft man durch, soll man für einen kurzen Moment nachempfinden, wie es sein muss, dort gefangen zu sein. Noch immer befinden sich mehr als 100 Geiseln in der Gefangenschaft der Hamas. Vor wenigen Tagen haben Familienmitglieder von sieben weiblichen Geiseln Videos vom 7. Oktober veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, wie die Frauen, blutüberströmt, von Hamas-Terroristen abgeführt werden. Eine wurde inzwischen gerettet, eine andere getötet.

Wider- und Zuspruch: Eine Freiwillige erzählte, dass sie als Faschisten beschimpft würden, an die „Wand der Hoffnung“, die sie aufgestellt haben, würden manchmal antisemitische Nachrichten geschmiert, manchmal würden sie abends von pro-palästinensischen Aktivisten verfolgt. Dabei äußerten sie sich nicht politisch. Ihr einziges Interesse sei, die Geiseln zu befreien. Es gebe aber auch viel Zuspruch, viele Menschen seien ergriffen, müssten weinen. Immer wieder würden auch Betroffene vorbeikommen. Am Montagabend zum Beispiel eine Gruppe junger Israelis, einer von ihnen erzählte, unter den Geiseln sei auch einer seiner Freunde. Der Bebelplatz ist ein historischer Ort. Die Nationalsozialisten haben hier Bücher verbrannt. Als Zeichen haben die Freiwilligen eine Bücherkiste von Carmel Gat, einer der Geiseln, die noch immer verschollen ist, auf den Platz gestellt.