Dänemark: Wenn Staat und Bürger papierlos kommunizieren
Dänemark gilt nicht nur in Europa, sondern weltweit als absoluter Digitalvorreiter. Besonders ist, dass Behörden und Bürger standardmäßig digital miteinander kommunizieren – „digital only“ ist gesetzlich vorgeschrieben. „Wenn man 15 Jahre alt wird, erhält man einen Brief – die letzte physische Post von der Regierung“, sagte Adam Lebech, Vizedirektor der dänischen Digitalagentur, im Interview mit SZ Dossier. Die Regierung informiert die Jugendlichen darin, dass sie nun über eine elektronische Identität (eID) und ein digitales Postfach verfügen.Wer triftige Gründe nennen kann, darf sich wieder abmelden („Opt out“). „98 Prozent nehmen die eID-Lösung an“, sagte Lebech. „Wir haben fünf Millionen Nutzer, die die eID 1,2 Milliarden Mal pro Jahr verwenden.“ Sie ist das Eintrittstor der Bürgerinnen und Bürger zu den wichtigsten Services der Wirtschaft und der Verwaltung. Egal ob E-Banking, Online-Shopping oder Services der Verwaltung: „Die eID in Dänemark funktioniert überall“, sagte Lebech.Die Lösung, genannt „Mit ID“, läuft als App auf dem Smartphone und stellt bereits die dritte Generation der dänischen eID dar. Nutzerinnen und Nutzer können sich mit ihr im Internet ausweisen. Meist reicht dafür ein Swipe in der App, Nutzerfreundlichkeit wird hochgehalten. Bürger könnten Gesichtserkennung oder ihren Fingerabdruck nutzen, um sich in der App anzumelden. Nur manchmal brauche man seine Pin, sagte Lebech.Eine hardwarebasierte Lösung, wie der Chip auf dem deutschen Personalausweis, der durch das Telefon ausgelesen werden muss, sei zwar extrem sicher, „aber für die Bürger fast unmöglich zu benutzen“, sagte Lebech. „Wenn man einen großen Teil der Bevölkerung erreichen will, muss man eine Technologie verwenden, mit der die Menschen umgehen können.“ Die meisten Menschen hätten heutzutage Smartphones, sagte Lebech. Es sei die „Standardmethode“ für Interaktion von Menschen – weshalb auch der Staat auf den Kanal setzen sollte.
Zudem gebe es Sicherheitsmechanismen, die Betrug und Missbrauch verhindern sollen. Wer mit dem Smartphone eine Webseite ansteuert und sich dort anmelden will, geht einfach kurz in die eID-App für die benötigte Freigabe. Wer sich über den Laptop irgendwo anmelden will, braucht ebenfalls die App für die Freigabe. „Aber dann erscheint ein QR-Code auf dem Computer“, sagte Lebech. Erst wenn er mit dem Telefon gescannt wurde, ist der Swipe möglich. Man muss sich in direkter Nähe zum PC befinden. Das Ganze soll es Betrügern so schwer wie möglich machen. Der Grund: „In der Vergangenheit haben Kriminelle zum Beispiel ältere Menschen angerufen und sie ausgetrickst, damit sie den Swipe tätigen“, sagte Lebech. Damit der QR-Code nicht herumgeschickt wird, um Personen in die Falle zu locken, ändert er sich in kurzen Abständen und muss schnell gescannt werden.
Aus Lebechs Sicht ist es zentral, dass so viele Stellen und Unternehmen wie möglich die eID akzeptieren. Deshalb habe man sich sehr früh mit Banken zusammengetan. E-Banking sei eine „Killeranwendung“ gewesen. Mit den Banken bildet der Staat ein eigenes Lenkungsgremium, dem Lebech vorsteht. Auf Seite des öffentlichen Sektors sei eine der „Killer-Apps“ das digitale Postfach. Von Verkehrsstrafen, über Schulbriefe oder bis zum Finanzamt: Bürger finden dort alle Briefe von nationalen, regionalen und kommunalen Behörden und öffentlichen Stellen – mit der eID haben sie Zutritt.
„Wenn man einen großen Teil der Bevölkerung erreichen will, muss man eine Technologie verwenden, mit der die Menschen umgehen können.“
Adam Lebech stellvertretender Direktor der dänischen Digitalagentur mit der Zuständigkeit elektronische Identitäten
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