Bei Redaktionsschluss um 6 Uhr wurden in den Swing States Wisconsin, Michigan, Pennsylvania, Georgia, Arizona und Nevada noch Stimmen ausgezählt. In Iowa hat Donald Trump gewonnen, dort hatte eine Umfrage zuletzt Kamala Harris in Führung gesehen. Auch in North Carolina hat Trump laut CNN gewonnen. Besonders wichtig ist die sogenannte „Blue Wall“, die Staaten Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Harris müsste sie gewinnen, um Präsidentin zu werden. Sie muss dort auf eine hohe Wahlbeteiligung in den urbanen Zentren hoffen. Die Prognose-Nadel der New York Times sieht Trump vorn.
Warum man auf Orte wie Allentown achtet: In Allentown, Pennsylvania, leben viele Wählerinnen und Wähler mit einem puerto-ricanischen Hintergrund. Bei einer Trump-Veranstaltung in New York City hatte Komiker Tony Hinchcliffe die Insel als „schwimmende Müllinsel“ bezeichnet – Demokraten investierten daraufhin in digitale Plakatwände in Allentown, die das Zitat zeigten. Hat das was gebracht? Ein Hinweis: In Pennsylvania sollen laut Nachwahlbefragungen zwar 58 Prozent der Latinos Harris gewählt haben, 2020 aber hatten deutlich mehr Latinos ihre Stimme US-Präsident Joe Biden gegeben. Ähnliche Tendenzen sieht man bei Frauen mit höherem Bildungsabschluss.
Auf junge Wähler wird geschaut: Obwohl Außenpolitik für viele Wählerinnen und Wähler laut Nachwahlbefragungen nicht wahlentscheidend war, hatte das Harris-Lager Sorge, dass junge Wähler wegen der Israelpolitik der Demokraten nicht wählen gehen würden. Ein anderes mögliches Hindernis: Jim Acosta, Moderator bei CNN, erzählte, in Nevada sei ein Problem, dass junge Wählerinnen und Wähler nicht wüssten, wie man unterschreibt – deswegen passe ihre Unterschrift auf dem Wahlzettel nicht zur hinterlegten Unterschrift. Die Wahlhelfer versuchten nun, diese Menschen zu erreichen.
Besser als an der Haustür zu klingeln: Die Trump-Kampagne mobilisierte bis zum letzten Tag, vor allem Online. Die rote Seite postete hunderttausendfach auf X, wobei einzelne Accounts direkt angesprochen wurden. Ab der Öffnung der Wahllokale in den besonders engen und wichtigen Staaten Pennsylvania, Georgia, Michigan, Wisconsin und Arizona stieg die Zahl der Posts sprunghaft an, beobachtete die Münchner Politikwissenschaftlerin Jasmin Riedl mit ihrem Team: „Das ist Microtargeting“, sagte sie. Bei Harris beobachtete sie das nicht, dort setzte das Team eben mehr auf die Haustüre.
Lange Schlangen vor den Wahllokalen: Um zu wählen, haben Menschen stundenlang vor Wahllokalen gewartet. In Bethlehem, Pennsylvania, zum Beispiel bis zu sechs Stunden. Wer in der Schlange stand, als das Wahllokal schloss, durfte noch wählen. Es herrschte Festivalatmosphäre, schrieb mein SZ-Kollege Fabian Fellmann von vor Ort. Freiwillige verteilten Pizza, Pierogi, Empanadas und Wasser.