Es sei ein „sehr, sehr großzügiger Vorschlag“, den Israel der Hamas gemacht habe, sagte US-Außenminister Antony Blinken gestern in Riad. Nur die Hamas trenne die Menschen in Gaza nun noch von einer Waffenruhe. In Riad hatten sich Außenminister arabischer Staaten mit den Außenministern westlicher Staaten, unter anderem den USA, Großbritannien und Deutschland, getroffen, um über den möglichen Geisel-Deal zu beraten. „Ich hoffe, dass Hamas sich auf diesen Deal einlässt“, sagte der britische Außenminister David Cameron.
Vertraulicher Austausch: Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) war ebenfalls beteiligt. „Die Außenministerin unterstrich, dass ein eigenständiger palästinensischer Staat als Teil eines umfassenden Friedensprozesses und einer Zweistaatenlösung klares Ziel deutscher Politik bleibe“, hieß es danach aus Delegationskreisen. Am Abend habe sie sich im vertraulichen Kreis mit arabischen und westlichen Amtskollegen ausgetauscht.
Bundesregierung sorgt sich um Zivilisten: 33 Geiseln sollen laut israelischen Medien bei dem Deal freikommen, im Gegenzug laut Cameron „möglicherweise Tausende“ Palästinenser aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden. Offiziell sind noch rund 130 Geiseln in Gefangenschaft der Hamas, es ist aber unklar, wie viele von ihnen noch leben. Die westlichen Verbündeten fürchten die geplante israelische Offensive auf die Stadt Rafah, sollte der Deal nicht zustande kommen. „Sie wissen, dass wir eine groß angelegte Offensive auf Rafah ablehnen“, sagte Ministeriumssprecher Sebastian Fischer in Berlin. Das Auswärtige Amt habe in Gesprächen mit der israelischen Regierung seit längerem auf eine „Änderung der Operationsführung“ gedrängt, damit Zivilistinnen und Zivilisten in Gaza besser geschützt werden können.
Weitere Entwicklungen: Am Montag ist eine Delegation der Hamas in Kairo eingetroffen, um über den Deal zu beraten. In Israel forderten Tausende von der Regierung, die Freilassung der Geiseln zur Priorität zu machen. Und in Den Haag entscheidet der Internationale Strafgerichtshof heute darüber, ob er einem Eilantrag Nicaraguas, der Deutschland wegen Waffenlieferungen Beihilfe zum Völkermord vorwirft, stattgibt.