Olaf Scholz musste früher weg aus Paris und zurück in den Wahlkampf (in die erwähnte „Wahlarena“). Beim sehr spontanen und sehr informellen Gipfel europäischer Ukraine-Unterstützer am Amtssitz des französischen Präsidenten Emmanuel Macron gab es denn auch kaum greifbare Ergebnisse, aber gewisse Richtungen zeichneten sich ab. Der Bundeskanzler etwa erklärte sich damit einverstanden, dass die EU-Schuldenregeln gelockert werden für Staaten, die mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung ausgeben.
Wo es nach Streit klang: Beim zweiten Punkt, den möglichen europäischen Friedenstruppen für die Ukraine, klangen die öffentlichen Äußerungen mehr nach Streit als es ihn in der Substanz wohl gibt. Während sich der Brite Keir Starmer schon am Sonntag zur Teilnahme bereit erklärt hatte, bestand Olaf Scholz auf seiner Einschätzung, die Diskussion sei verfrüht. Er sei sogar „irritiert“, die Debatte unpassend. Das hat bei Scholz mit dem Wahlkampf zu tun, aber auch mit dem Prinzip, dass ernsthafte Diskussionen die Zustimmung der Ukraine zu einem Friedensplan voraussetzen. Polens Ministerpräsident Donald Tusk etwa hat auch noch keine Truppen zugesagt, aber schon mal sein Land als logistische Basis angeboten. Und Starmer und Scholz sagten beide, dass europäisches Engagement ohne Rückendeckung der USA unmöglich sei.
Wo Einigkeit besteht: Einig sind sich die Europäer aber vor allem darin, dass es keine Lösung ohne die Ukraine am Verhandlungstisch geben darf. Deren Präsident Wolodimir Selenskij machte inzwischen deutlich, dass er Vereinbarungen über die Köpfe der Ukrainer hinweg nie akzeptieren würde. Aber während heute US-Außenminister Marco Rubio und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow in Riad das Thema erörtern wollen, wird die Ukraine erst einmal mit einem Besuch des US-Sondergesandten Keith Kellogg abgespeist. Wann und wie die Europäer schließlich gehört werden, ist hingegen noch offen.