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Warum Europa 2025 überraschen wird

Europa wird gut durch das Jahr 2025 kommen. Zu dieser überraschenden Prognose kommt die Eurasia Group in ihrem Jahresausblick „Top Risks 2025“. Neben ernsten globalen Gefahren – eine Welt ohne Führung, ein Zusammenbruch der US-China-Beziehungen oder ein weiter aggressives Russland – blicken die Experten der US-Beratungsfirma um Ian Bremmer zumindest auf Europa positiv.

Das hat drei Gründe, die mein Kollege Michael Radunski vom Dossier Geoökonomie kennt.

Die EU wird von starker Führung profitieren. Die US-Experten bauen auf die klassischen Stützen: Deutschland, Frankreich, Polen – sowie auf den neuen Nato-Chef Mark Rutte. Vor allem die härtere Haltung von Merz gegenüber Russland werde eine neue Nähe zu Macron erzeugen, sagen sie über den Unions-Kanzlerkandidaten. Das werde den deutsch-französischen Motor wieder in Gang setzen. Positiv beurteilen sie auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Sie setze mit Sicherheit, Verteidigung und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit die richtigen Schwerpunkte.

Europa kümmert sich um seine Sicherheit. Europa werde nach einem von Trump ausgehandelten Waffenstillstand in der Ukraine eine relativ geschlossene Front bilden, erwarten die Experten. Positiv aus US-Sicht: Die Europäer verstehen endlich, wie wichtig das Thema Sicherheit ist. Diese neue Ernsthaftigkeit werde sich auch finanziell niederschlagen. Nato-Chef Rutte will das Ausgabenziel der Allianz von zwei auf drei Prozent erhöhen – und damit in die Nähe der US-Ausgaben bringen.

Europas Populisten spielen eine Nebenrolle. Trotz der jüngsten Erfolge sehen die US-Experten in Europas Populisten keine Gefahr für die EU. Der Grund: Abseits ausgewählter Themen wie Einwanderung mangelt es ihnen an einer einheitlichen Zielsetzung.

Was folgt? Es sind durchaus kühne Prognosen, die zwei wichtige Grundsätze widerspiegeln: ein tiefes Grundvertrauen in Europa, aber auch die Absicht der USA, sich nicht mehr allzu stark auf dem Kontinent zu engagieren. Damit lässt sich festhalten: Es liegt an den Europäern, 2025 ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.