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Meldung

Die SPD-Betriebsanleitung für den Wahlkampf

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Auf 108 Seiten haben die Strateginnen und Strategen im Willy-Brandt-Haus aufgeschrieben, worauf ihre Kandidatinnen und Kandidaten im Wahlkampf achten sollen. Herausgekommen ist eine Art Betriebsanleitung für die kommenden Monate, die von der idealen Zusammensetzung des Wahlkampfteams bis zum Einsatz von KI reicht.

Veränderte Wirklichkeit: Interessant ist, was die Autoren Gwendolin Jungblut und Achim Moeller gleich in der Vorbemerkung schreiben. Demnach stand im Vorfeld der vergangenen Bundestagswahl, als das Handbuch zum ersten Mal aufgelegt wurde, die Persönlichkeit der Kandidatinnen im Fokus. 2025 stehe die SPD aber vor neuen Herausforderungen, auch durch das neue Wahlrecht. Schließlich zieht nicht automatisch derjenige in den Bundestag ein, der die meisten Erststimmen holt. Das steigert die Bedeutung der Zweitstimme. Die SPD-Strategen empfehlen ihren Leuten daher, einen Unterschied zu den Kandidaten der bisherigen Koalition zu machen. „Sie gehören jetzt zur politischen Konkurrenz.“ Und sie sollen „eine Botschaft der Veränderung und der Wirkung aussenden“.

Wie das gehen soll? Das Handbuch legt drei Phasen für den Wahlkampf fest: Denken, Planen, Handeln. Die Kandidaten sollen beispielsweise zuerst ihr Team zusammenstellen, die Ausgangssituation analysieren und zentrale Begriffe für die eigene Profilbildung klären. Dann geht es ans Planen – um einen Zeitplan, um Unterstützer, um den Umgang mit persönlichen Angriffen. Auch um den Einsatz und den Kontakt zu Medien oder um die Frage des Geldes. Schritt drei ist die Umsetzung – von regelmäßigen Videobotschaften über Hausbesuche bis hin zur Abschlussveranstaltung. Ratschlag für die heiße Phase: „Keine Gremiensitzungen mehr besuchen.“ Es geht schließlich um Unentschlossene, nicht um die eigenen Leute.

Wahlkampf mit ChatGPT: Manches klingt so einleuchtend, dass man sich fragt, warum es jemand aufschreiben musste. Etwa die Empfehlung, Absprachen im Wahlkampfteam über eine Messenger-Gruppe zu erledigen. Die SPD empfiehlt dafür Whatsapp. An anderer Stelle bieten die Tipps durchaus einen Mehrwert: So liefert das Drehbuch etwa eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um die persönlichen Stärken des Kandidaten herauszuarbeiten. Oder bietet Antwortoptionen für Gespräche mit Bürgern und Journalisten, Reaktionsmöglichkeiten für den Fall persönlicher Angriffe – und ein vorformuliertes Schreiben, um Vereine im Wahlkreis zu kontaktieren. Das Handbuch geht sogar so weit, den Kandidaten zu erklären, wie sie Befehle bei KI-Tools wie ChatGPT eingeben sollen, um Grußworte und Reden zu erstellen.

Die SPD-Betriebsanleitung für den Wahlkampf (Meldung) | SZ Dossier