von Florian Eder, Valerie Höhne, Tim Frehler und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Die rechten Fans unter Europas Regierenden gratulierten als erste – aber auch Emmanuel Macron nutzte ein mögliches frühes Aufmerksamkeitsfenster in Mar-a-Lago. Nach 9 Uhr an unserem Morgen begannen die Glückwünsche – wie als Morgengabe für den Sieger oft auf der Plattform X, die Elon Musk seinen Trump-Fans mit den Worten neu empfahl: „Ihr seid jetzt die Medien.“ Es waren Kunstwerke darunter, manche aus Freude, manche aus Angst, manche fürs heimische Publikum.
Größter Fan: Zum „größten Comeback der Geschichte!“ gratulierte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, einer der großen Gewinner des Wahlausgangs und also derjenige, der zuletzt lacht. „Ihre historische Rückkehr ins Weiße Haus bedeutet einen Neuanfang für Amerika und ein starkes Bekenntnis zum großen Bündnis zwischen Israel und Amerika.“
Viel zu verlieren: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij, der Gefahr läuft, zum großen Verlierer zu werden, erinnerte Trump in einem langen Glückwunsch-Tweet daran, dass dessen Ansatz „Frieden durch Stärke“ sei und dies „genau das Prinzip, das uns einem Frieden in der Ukraine praktisch näherbringt“. Er lud sich ins Weiße Haus ein. Der litauische Präsident Gitanas Nauseda teilte beflissen mit, sein Land gebe schon 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung aus: Vielleicht bleibt es ja gleich hängen.
Muss halt sein: Viele Europäer, etwa die Premierminister Dick Schoof aus den Niederlanden, Ulf Kristersson aus Schweden, deutlich später auch der Bundeskanzler, beschränkten sich auf die Gratulation an den Sieger und den Hinweis auf gute bilaterale Beziehungen zwischen den Ländern, nicht den Regierenden: Deutschland und die USA arbeiteten „seit langem erfolgreich zusammen, um Wohlstand und Freiheit auf beiden Seiten des Atlantiks zu fördern“, schrieb Scholz. Das wolle man weiter so halten.
Augenhöhe? Emmanuel Macron gratulierte als einer der ersten und zeigte sich „bereit zur Zusammenarbeit“ wie schon einmal: „Mit Ihren Überzeugungen und meinen. Mit Respekt und Ehrgeiz“, wie er schrieb, im Versuch, Augenhöhe herzustellen. Mit Scholz hatte er da schon telefoniert, um sich abzustimmen.
Eine Botschaft an die Kollegen mehr als an Trump: Diplomaten erwarten, dass der französische Präsident den EU-Staats- und Regierungschefs beim informellen Gipfel heute und morgen mit neuer Dringlichkeit seine alte Forderung präsentieren wird: nach einer größeren Rolle Europas in der Welt, unter Frankreichs Führung. Er ist politisch ausgezehrt – immerhin nicht auf dem Weg zur Tür hinaus oder gänzlich mit sich selbst beschäftigt.