von Valerie Höhne, Florian Eder und Tim Frehler
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Es muss den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) geschmerzt haben, dass es für ihn nicht einmal mehr zum unangefochtenen Königsmacher reichte, nachdem der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst bereits am Montagabend großzügig seinen Verzicht erklärte. Auf der Bühne in der Bayerischen Vertretung in Berlin gestern lächelte er trotzdem so zufrieden, als habe er gerade eine große Portion Nürnberger Bratwürste gegessen. „Friedrich Merz macht’s“, sagte er, „ich bin damit fein“.
Söder betont Einigkeit: Merz mache als Vorsitzender der großen Schwester CDU von seinem Anrecht Gebrauch, den Anspruch auf die Kanzlerkandidatur anzumelden. Es klang nicht, als habe er den Platz gänzlich freiwillig geräumt. Doch andererseits: Wer hätte ihm tatsächlich je geglaubt, dass er sich nicht selbst für den Besten hielte? Als Merz zum ersten Mal lächelte, sagte Söder gerade, eine solche gemeinsame Vorstellung des Kanzlerkandidaten der Union sei 2021 nicht denkbar gewesen. Nun aber sei man „wieder zusammen“, der größte Streitpunkt um die Migrationsfrage sei abgeräumt.
Wichtigmacher Wüst? Söder, berichten die Kollegen Roman Deininger, Andras Glas und Henrike Roßbach, ist bereits am Montag mit seinen engsten Vertrauten nach Berlin geflogen, dem Vernehmen nach wollten sich Merz und Söder Dienstagmorgen zusammensetzen, um sich zu besprechen. Merz sagte am Abend in der ARD, dass die K-Frage aber bereits vor zwei Wochen zwischen den beiden final geklärt worden sei. Beide, hieß es, seien von Wüst überrascht worden. Aus der CSU hieß es, Wüst habe versucht, „sich wichtigzumachen“. Es gebe viele Ministerpräsidenten der Union, aber nur zwei Parteivorsitzende, revanchierte sich Söder beim Pressestatement.
Nicht alles ist gut gealtert: Kaum war die Ankündigung der Union öffentlich, trendete auf X der Hashtag Merz. Der beliebteste Post war ein Bild, auf dem stand, wofür Merz in den Jahren 1994 bis 2009 als damals junger CDU-Hoffnungsträger stand. Er stimmte gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe, warb dafür, das Renteneintrittsalter auf 70 zu erhöhen und die Besteuerung zu ändern, sprach sich dafür aus, den Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer ab 53 Jahren und dann für alle abzuschaffen, und klagte 2006 gegen die Offenlegung von Nebeneinkünften für Bundestagsabgeordnete. Es sind alte Geschichten, SPD und auch Grüne hoffen dennoch, die früheren Merkel-Wählerinnen und Wähler durch einen Merz-Effekt zu sich locken zu können.