von Florian Eder, Tim Frehler und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Angetreten als politischer Neuling, könnte das Bündnis Sahra Wagenknecht aus dem Stand heraus Teil einer (oder beider) Landesregierungen werden, sie womöglich sogar anführen. Für die Partei zweifellos ein Erfolg, aber auch ein Risiko. Wagenknechts politisches Modell besteht zu weiten Teilen daraus, dagegen zu sein: gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, gegen das Gendern, gegen „die da oben“. Das hilft sicherlich im Wahlkampf.
Sprint durch die Institutionen: Falls BSW-Politiker aber im Herbst mitregieren, ändern sich die Vorzeichen. Regieren heißt, Kompromisse zu machen. Wer führt, macht Fehler und muss sich an den eigenen Taten messen lassen. BSW-Minister werden auch schwerer behaupten können, sie seien anders als die anderen, wenn sie selbst in den Limousinen sitzen. Das alles ist der Preis fürs Mitregieren. Die Frage ist, in welcher Höhe Wagenknecht ihn bezahlen will.
Der Zauberstaub wird noch gebraucht: Im kommenden Jahr ist Bundestagswahl. Anders als jetzt steht Wagenknecht dann auch selbst zur Wahl. Fehler, die bis dahin in Thüringen oder Sachsen passieren, kann sie nicht gebrauchen, sie können ihr Image zerkratzen, Kompromisse das Profil schleifen. Es wundert also nicht, dass die Chefin sich zu möglichen Koalitionsverhandlungen schon angekündigt hat.
Das Thüringen-Duell: Katja Wolf hingegen, die Spitzenkandidatin in Thüringen, gilt als Pragmatikerin. Sie war zwölf Jahre lang Oberbürgermeisterin. Kein Job, bei dem man sich in Ideologie verlieren kann – sondern einer, der Menschen anzieht, die gestalten wollen. Entscheidend werden beim BSW etwaige Koalitionsverhandlungen sein: Daran wird man ablesen können, wie weit Wagenknechts Einfluss reicht und wie viel Spielraum sich die anderen nehmen können.
Gleich am Sonntag geht es los: Wolf und Wagenknecht treffen sich in Erfurt.