Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen, sagen nicht nur Ultras und Tiktoker, sondern auch die Grünen im Bundestag. Dafür kämpfen wollen die Sportpolitiker Philip Krämer und Marcel Emmerich laut eines Schreibens zu Fankultur, Sicherheit und Bürgerrechten, das SZ Dossier vorab vorliegt. Wie Gabriel Rinaldi schreibt, skizzieren sie darin vor dem Bundesligaauftakt mehrere Maßnahmen, um Sicherheit und Bürgerrechte im Stadion gleichermaßen zu achten.
No pyro, no party? „Auch diese Saison werden Verbote nicht die Nutzung von Pyrotechnik innerhalb der Stadien verhindern, weswegen ein klar definierter Rahmen für ein kontrolliertes Abbrennen für mehr Sicherheit sorgen könnte“, sagte Philip Krämer SZ Dossier. Denkbar sei laut des Schreibens eine Pilotphase, eine „Koordinierung pyrotechnischer Choreographien“ könne bei Erfolg auch ein „wichtiges Argument für die Erwägung neuer Regelungen“ sein. So oder so sei der Status quo für beide Seiten nicht zielführend. Bis eine „konstruktive Lösung“ gefunden sei, müsse – auch im Strafenkatalog – zwischen „stimmungsförderndem Einsatz“ und „Einsatz als Waffe“ unterschieden werden.
Mehr Kooperation, mehr Sicherheit: Ein weiterer Punkt ist der Ausbau der sogenannten Stadionallianzen, also der Kooperation zwischen Fußballvereinen, Fanprojekten, Polizei und Kommunen. „Ein weiterführendes Netzwerk auf Bundesebene wäre zudem ein Schritt zur gemeinsamen Gewährleistung von Sicherheit in deutschen Stadien“, heißt es. Die Ordnungskräfte sollen die Fifa-Sicherheitsregularien befolgen und auf den Einsatz von Reizgas in und um Stadien verzichten. Darüber hinaus fordern die Sportpolitiker eine deutschlandweite Kennzeichnungspflicht sowie Polizeibeauftragte in allen Bundesländern.
Freiheit für die Kurven: Wie Krämer und Emmerich schreiben, seien „Repression, Null-Toleranz-Strategien und die rücksichtslose Durchsetzung von Verboten“ nicht verhältnismäßig. Die Kriminalisierung von Fußballfans und Verurteilung von Beamten müsse man gleichermaßen vermeiden. Neben einer Überarbeitung des nationalen Konzepts Sport und Sicherheit und der Datei „Gewalttäter Sport“ sei es aber auch notwendig, Handlungskonzepte gegen sexualisierte Gewalt für die Vereine der ersten bis dritten Liga verpflichtend zu machen.