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Meldung

Le Pen führt, Macron kämpft

Frankreichs politische Mitte – oder was davon übrig ist – kehrt die Scherben des ersten Wahlgangs auf. Ein Wahlsieg von Marine Le Pens Rassemblement National (RN) ist bei der Parlamentswahl gestern einen Schritt näher gerückt – mit allen potenziellen Auswirkungen auf die Positionierung der EU in globalen Konflikten, auf Sicherheitspolitik, Märkte und, in dieser Reihe das geringste aller Dinge, deutsch-französische Beziehungen.

Der RN erreichte den ersten Platz, mit rund 34 Prozent der Stimmen landesweit. Das linke Bündnis Nouveau Front Populaire kam auf 28 bis 29 Prozent, Präsident Emmanuel Macrons Ensemble auf Platz drei mit um die 21 Prozent. In einer Mehrzahl der Wahlkreisen kommt es zu einer Stichwahl zu dritt: Die hohe Wahlbeteiligung führte dazu, dass das nötige Quorum aller Wahlberechtigten eines Kreises vielfach von mehr als zwei Kandidaten erreicht wurde.

Das erschwert Prognosen. Es kommt nun sowohl auf Strategie und Taktik in Paris als auch das Personalangebot jeweils vor Ort an, ob sich der Durchmarsch des RN in Sitzen niederschlägt.

Was auf dem Spiel steht: Noch ist es nicht so weit. Wir reden, vorsorglich, allerdings über das zweitgrößte Land der EU, eine Atommacht und Sicherheitsratsmitglied, eine Wurzel der Aufklärung, eine große Industrienation – deren alte und neue politische Parteien dachten, sie könnten tun und streiten, wie sie wollen: Es würden, wegen des strengen Mehrheitswahlrechts, immer mehr Menschen gegen die Rechten sein als dafür.

Der zweite Wahlgang findet am nächsten Sonntag statt. Le Pen sagte in ihrem Wahlkreis, den sie souverän gewann, noch sei „nichts gewonnen“. Macron rief zu einer „breiten demokratischen und republikanischen Sammlung“ auf, ein Zeichen, dass auch ihm nichts einfiel, außer sich auf hergebrachte Mechanismen zu berufen, um die Wählerschaft der traditionellen Parteien zu werben und so die sogenannte republikanische Front gegen den RN im zweiten Wahlgang wiederzubeleben.

Gut zwei Jahrzehnte hat sie gehalten. Bevor Macron kam, der kreative Zerstörer.