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Meldung

So emotional kommunizieren die Parteien im Wahlkampf

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Schattenspieler:

Wochenlang haben die demokratischen Parteien, von Linke bis CSU, an Regeln für einen fairen Wahlkampf gearbeitet. Ende vergangener Woche war es so weit: Man habe sich auf einen gemeinsamen Verhaltenskodex einigen können, teilten die Generalsekretäre und Bundesgeschäftsführer der Parteien mit. Manche Parteikollegen aber schienen es nicht abwarten zu können, die neuen Regeln zu brechen.

Digitale Brandmauer: In dem Kodex verschreiben sich die Parteien etwa einer „sachlichen Diskussion und Respekt im Miteinander“. Dessen ungeachtet bescheinigte die FDP-Spitzenkandidatin zur Europawahl, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung, er habe „geradezu autistische Züge“. Die SPD beschwerte sich, genau wie Verbände, die autistische Menschen vertreten. Strack-Zimmermann entschuldigte sich bei Betroffenen – nicht jedoch bei Scholz oder seiner Partei.

Hold my beer: Auch die Sozialdemokraten griffen diese Woche ordentlich daneben. Als Reaktion auf das Sylt-Video posteten sie auf Instagram ein schwarz-rot-goldenes Banner und dazu: „Deutschland den Deutschen, die unsere Demokratie verteidigen.“ (Der Kodex beteuert als Ziel die Bekämpfung von Extremismus.) Kurz darauf die Entschuldigung: Man habe „nicht geschafft, einen Ton zu treffen, der alle mitnimmt“. Den scheint der CSU-Generalsekretär Martin Huber gar nicht erst anzustreben: „Grüne Besserwisser und Klugscheißer gehen den Menschen auf die Nerven“, postete er auf X/Twitter.

Dennoch: Insgesamt ist der Ton unter den Parteien in Deutschland ziviler als etwa in den USA – mit Ausnahme vielleicht der AfD. Das legt die Datenanalyse von Benjamin Läpple nahe: Mit Verfahren des maschinellen Lernens hat er 8.221 X-Posts analysiert, die Bundestagsabgeordnete im Monat Mai abgesetzt haben.

Die Untersuchung zeigt: Manche Parteien kommunizieren emotionaler als andere – und eine, die AfD, äußert sich viel öfter vulgär, beleidigend, oder auch bedrohlich als ihre Mitbewerberinnen.

Bundestagsabgeordnete der AfD kommunizieren auf X/Twitter am häufigsten unter der Gürtellinie

Einige weitere Befunde im Schnelldurchlauf: Abgeordnete des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) sowie der AfD schreiben die wütendsten Posts auf X. Anders die Liberalen – trotz Strack-Zimmermann: Neben den Unionsparteien wählen sie am seltensten wütende Worte.

Ekel und Angst: Ekel transportieren AfD und BSW häufiger als die anderen Parteien. Worte, die mit Angst verbunden sind, finden sich ebenfalls am häufigsten beim BSW. Etwa gleichauf sind die Sozialdemokraten. Am seltensten tauchen solche Wörter hingegen in den Posts von Unions-Abgeordneten auf – überraschend eigentlich für die Partei der inneren Sicherheit.

Freude und Enthusiasmus: SPD und Grüne kommunizieren am meisten Freude, während die Liberalen besonders viel Enthusiasmus zeigen.

Hoffnung: Die FDP verbreitet fast doppelt so häufig Hoffnung wie die AfD. Die Ampelparteien und die Union zeigen insgesamt am meisten Hoffnung, während Linke, BSW und AfD eher schwarz malen.