von Felix Kartte, Christina Brause und Benjamin Läpple
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Schattenspieler:
Ende März schränkte Tiktok Krahs Account ein. Seine Videos sollten Nutzern nicht mehr im zentralen „For You“-Feed angezeigt werden. Außerdem löschte das Unternehmen mehrere Beiträge des AfD-Politikers mit Verweis auf die eigenen Richtlinien: Krah habe wiederholt die Mär vom „Great Replacement“ verbreitet, jener rassistischen Erzählung, derzufolge finstere Eliten Europas weiße Mehrheit gegen Menschen anderer Hautfarbe austauschen wollten.
Tiktoks Durchgriff wirkte, zumindest schien es so. Zwei Monate nachdem die Plattform Krah aus den Feeds verbannt hatte, ist die Reichweite seiner Videos implodiert. Hatten seine Beiträge vorher teils noch über eine Million Aufrufe erzielt, lagen die Zugriffszahlen nun oft unter Zehntausend.
Doch so schnell gibt sich die AfD nicht geschlagen, schon gar nicht auf der Plattform, der sie so viel Reichweite zu verdanken hat. In einem Video, das auf einem Telegram-Kanal namens „TikTok-Guerilla“ veröffentlicht wurde, fordert Krah seine Anhänger auf, seine Videos herunterzuladen, zu schneiden und über ihre persönlichen Accounts wieder auf die Plattform zu stellen. So könnten Fans TikToks vermeintlicher Zensur trotzen.

Aus dem Aufruf erwuchs schnell eine Kampagne: „Wir bilden gerade eine rechte TikTok-Armee aus“, schreibt ein bekannter AfD-naher Aktivist auf der Plattform X. Über den Kanal wird Videomaterial zum Download bereitgestellt. Gut sortiert finden sich dort Tutorials, etwa zum Thema „Virale Videos schneiden“. Nutzer, die Krah so besonders hohe View-Zahlen bescheren, können Smartphones gewinnen. Am 26. Mai wird wieder ein neues Samsung-Modell verlost.
Die Guerilla-Taktik geht auf: „Trotz offener Zensur hunderttausende und Millionen Views auf TikTok“, freute sich der AfD-nahe Aktivist, der als Organisator der Kampagne auftritt, auf X. Unsere eigene Datenanalyse gibt ihm recht: Knapp 500 Krah-Videos, die von der selbst ernannten Guerilla unter dem Hashtag #Krahtok ins Netz gestellt wurden, verbuchen bislang mehr als zehn Millionen Aufrufe.
Der nächste rechte Schmarrn: Zuletzt verbreiteten seine Anhänger ein Video, in dem Krah anlässlich des anstehenden Monats Juni, den LGBTIQ-Gruppen auf der ganzen Welt als „Pride-Monat“ feiern, die Regenbogenflagge als Symbol für die „Vernichtung der Familie“ bezeichnet. Ob es sich dabei um einen weiteren Regelverstoß handelt, ist aktuell nicht klar. Tiktok hat bislang nicht auf unsere Nachfrage geantwortet.