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Meldung

Hass im Netz führt zum Rückzug aus demokratischen Diskursen

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Digitalwende:

Hass ist im Internet alltäglich und allgegenwärtig. Das ist das Ergebnis einer gestern veröffentlichten Studie des Kompetenznetzwerks gegen Hass. Demnach wurde fast jede zweite Person schon einmal online beleidigt, ein Viertel der Befragten wurde mit körperlicher und 13 Prozent mit sexualisierter Gewalt gedroht. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) bezeichnete Hass im Netz bei der Präsentation der Studie als eine „Bedrohung für die Demokratie insgesamt“.Für die Studie der Vernetzungsstelle gegen Hate Speech (Nettz), der Gesellschaft für Medienpädagogik, Hate Aid und den neuen deutschen Medienmacher*innen wurden 3000 Internetnutzende befragt, sie ist eine der umfangreichsten Umfragen zur Wahrnehmung, Betroffenheit und den Folgen von Hass im Netz in Deutschland. Gefördert wurde die Studie unter anderem durch das Bundesfamilienministerium.

Gegen wen richtet sich der Hass? Marginalisierte Menschen sind stärker betroffen. Denn die Ergebnisse der Studie zeigen, besonders häufig erleben Hass im Netz Personen mit sichtbarem Migrationshintergrund (30 Prozent), Menschen mit homosexueller (28 Prozent) oder bisexueller (36 Prozent) Orientierung sowie junge Frauen zwischen 16 und 24 Jahren (30 Prozent). Fast jede zweite junge Frau (42 Prozent) hat bereits ungefragt ein Nacktfoto zugeschickt bekommen. Für Frauen habe digitaler Hass „eine eindeutig misogyne, frauenfeindliche Dimension“, sagte dazu Hanna Gleiß von Netzz. Sie ist eine der Initiatorinnen der Studie.

Worauf bezieht sich der Hass? Am häufigsten habe sich der Online-Hass auf politische Ansichten bezogen (41 Prozent), gefolgt vom Aussehen (37 Prozent), sowie körperlicher und psychischer Gesundheit (24 Prozent) und dem Migrationshintergrund (17 Prozent). Auch die sexuelle Orientierung beziehungsweise Geschlechtsidentität wurde von 16 Prozent der Befragten genannt. Die Folgen sind aus Sicht der Initiatorinnen der Studie verheerend: „Das bedeutet, dass genau die Menschen, die vielfältige Perspektiven mit einbringen, sich zurückziehen“, sagte Elena Kountidou von den neuen deutschen Medienmacher*innen. Die Konsequenz sei eine Verengung des Diskurses und mehr Raum für extreme Positionen. „Es ist ein Angriff auf unsere Meinungsvielfalt“, sagte sie.

Lauter Hass, leiser Rückzug: Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst vor Online-Hass seltener zur eigenen politischen Meinung (57 Prozent), beteiligt sich weniger oft an Diskussionen (55 Prozent) und formuliert Beiträge bewusst vorsichtiger (53 Prozent). Und fast die Hälfte der Betroffenen gaben an, ihr Profil im Zusammenhang mit Hass im Netz nicht mehr benutzt, deaktiviert oder gar gelöscht zu haben. Ein Drittel der Betroffenen berichtete von psychischen Beschwerden und Problemen mit ihrem Selbstbild.

Wo findet er statt? Am häufigsten nehmen Nutzende Hass auf X wahr, gefolgt von TikTok (65 und 64 Prozent). Auf Facebook und Instagram erleben immerhin noch 40 Prozent derjenigen, die dort täglich unterwegs sind, häufig Hass im Netz.

Forderungen: Die beteiligten Organisationen fordern besseren Schutz für Betroffene durch mehr Beratungsstellen und besser geschulte Strafverfolgende. Außerdem brauche es eine konsequentere Umsetzung des europäischen Digital Services Act (DSA). Und Social-Media-Plattformen müssten finanziell zur Verantwortung gezogen werden. Sie sollten einen Teil ihres Gewinns aufwenden müssen, um für die „gesellschaftlichen Kosten“ aufzukommen.

Ausblick: Familienministerin Paus warnte vor den Folgen des Hasses: „Aus digitalem Hass kann analoge Gewalt werden“, sagte sie. Ein Referentenentwurf des Bundesjustizministeriums zu digitaler Gewalt wird seit Längerem erwartet, bisher liegen nur Eckpunkte vor. „Wir sind da in der internen Beratung innerhalb der Bundesregierung“, sagte Paus dazu auf Nachfrage von SZ Dossier. Zu den Inhalten wollte sie sich nicht äußern.

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