von Florian Eder und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Hoffen wir für Olaf Scholz, dass Joe Biden heute den richtigen Kanzler erwartet und begrüßt. Mittwoch erst schilderte der US-Präsident, wie er sich auf dem G7-Gipfel 2021 mit dem 2017 verstorbenen Helmut Kohl unterhielt. Emmanuel Macron hat er auch erst diese Woche mit François Mitterrand verwechselt.
Der Bundeskanzler ist heute in Washington. Wenn man Schilderungen aus Berlin glauben will, dann lief es etwa so, dass Biden und er beim Telefonieren neulich feststellten, sich länger nicht gesehen zu haben, und dann gleich in den Kalender schauten, um sich was auszumachen: Vielleicht ein Freitagfrüh, Joe, da ist es immer ein bisschen ruhiger?
Trump bestimmt die Tagesordnung: Der Besuch ist nicht nur zur Pflege des Bildes wichtig, der Kanzler sei mit dem US-Präsidenten eng. Nächste Woche ist ein Treffen der NATO-Verteidigungsminister. Es soll am Mittwoch wieder ein Treffen im Ramstein-Format vorgeschaltet werden. Übermorgen wählt Finnland ein neues Staatsoberhaupt. Heute in einer Woche beginnt die Münchner Sicherheitskonferenz – Donald Trump bestimmt die Agenda all dieser Ereignisse.
Arme Ukraine: Ob Trump im November gewählt wird oder nicht, auf sein Geheiß hin blockieren die Republikaner jetzt im Kongress Hilfen für die Ukraine. Die USA drohen – mindestens – in diesem Jahr auszufallen: Amerika hat die Ukraine fallen lassen. Das bilaterale Treffen wird Scholz nutzen wollen, um zu verstehen, wie groß die Chancen auf eine Einigung im Kongress noch sind.
So kann’s gehen: Es ist ein Thema, das Deutschland „besonders aufmerksam“ verfolgt, wie Regierungskreise ihre existenzielle Neugier nennen. Die Lage drängt Deutschland in die Rolle, in der sich niemand das Land wünschte, nicht Selenskyj, nicht Biden, Macron, und schon gar nicht Scholz: des Anführers der freien Welt.