von Florian Eder und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Wenn Jugendliche in der Lokalpolitik beteiligt werden, steigt nicht nur deren politisches Interesse, sondern auch das Bewusstsein für ihre Bedürfnisse in der gesamten Verwaltung. Das geht aus dem Abschlussbericht zur wissenschaftlichen Begleitung des „Jugend entscheidet“-Programms hervor, der nächste Woche von der Hertie-Stiftung vorgestellt wird. SZ Dossier schaut schon heute auf die Erkenntnisse des Projekts zur Jugendbeteiligung in Kommunen. Hier sind vier wichtige Punkte:Politisches Interesse: Die Projekte, die während des Programms in 25 Kommunen durchgeführt wurden, konnten bei den 739 Teilnehmenden zwischen 8 und 17 Jahren neues politisches Interesse wecken. Sie hatten ein größeres Vertrauen in ihre Bürgermeister und zeigten eine höhere Wertschätzung kommunaler Politik. Die befragten Jugendlichen beteiligten sich aber auch außerhalb des Projekts häufiger, etwa in Vereinen oder bei Demonstrationen. Während sich in der Vorbefragung etwa 43 Prozent der Jugendlichen zutrauten, sich aktiv an Gesprächen über politische Fragen zu beteiligen, waren es in der Nachbefragung 67 Prozent.Die da oben: Gleichzeitig entwickelten die Jugendlichen auch Verständnis für die Lokalpolitiker. Auch der Glaube daran, dass sie von der Politik ernst genommen werden, sobald sie politisch aktiv werden, fiel nach den Projekten höher aus. In 18 von 25 Kommunen wurde beobachtet, dass sich die Distanz zwischen Jugendlichen, Bürgermeistern und der Verwaltung verringert hat. Das gilt in beide Richtungen: „Jugendbeteiligungen bauen (…) stereotype Denkweisen über ‚die‘ Jugendlichen ab und ersetzen diese mit positiven Eindrücken“, sagte Sascha Nicke, der das Projekt wissenschaftlich beobachtet hat.
Engere Zusammenarbeit: 21 Kommunen wollen nun ein Jugendforum durchführen, sieben sogar ein regelmäßig tagendes Jugendparlament, sechs ein eigenes Jugendbudget einrichten. Die klare Mehrheit der Verwaltungen sieht nach dem Projekt keine thematischen Einschränkungen hinsichtlich der Jugendbeteiligung. 18 der 50 befragten Mitarbeiter haben während des Projekts ihre Meinung geändert. „Der Prozess hat nachhaltig die Perspektive auf Jugendliche bei mir und im Gemeinderat verändert“, sagte Alexandra Gauß, Bürgermeisterin der Gemeinde Windeck.
Auswirkungen auf Lokalpolitik: Jugendbeteiligung kann sich laut des Berichts auf kommunaler Ebene auch auf Politiker auswirken, die nicht direkt beteiligt waren. „Das hatte messbare Effekte auf andere Mitglieder im Stadtrat, die beim Projekt nicht dabei waren“, sagte Projektleiter Julius Oblong. Es habe eine Einstellungsänderung gegenüber den Interessen der Jugendlichen gegeben – so seien Anliegen wie Skateparks oder Busfahrzeiten ernster genommen worden. „Jugend entscheidet“ soll weiterlaufen, zuletzt gab es auf 15 Plätze rund 300 Bewerbungen. Bis 2025 sollen insgesamt 105 Kommunen das Förderprogramm durchlaufen. Bei rund 10.000 deutschen Kommunen ist das nur ein erster Schritt.