Die Bundesregierung startet gemeinsam mit Jordanien eine Luftbrücke für Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter nach Gaza. Auch Frankreich und Großbritannien seien bereit, eine solche Luftbrücke zu unterstützen, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts. „Wir wissen, dass das für die Menschen in Gaza nur eine ganz kleine Hilfe sein kann. Aber immerhin ist es ein Beitrag, den wir gern leisten wollen.“
Das Ziel: „Wir wollen das humanitäre Leiden der Zivilbevölkerung in Gaza schnellstmöglich beenden“, sagte Merz. Er forderte von Israel erneut, „die katastrophale humanitäre Situation in Gaza sofort umfassend und nachhaltig“ zu verbessern. Die seit Sonntag durch Israel möglich gemachten verstärkten Lebensmittellieferungen dürften nur ein erster Schritt sein.
Hilfslieferungen müssten rasch und sicher erfolgen, Vertreibungen dürften nicht stattfinden. Gleichzeitig verlangte der Kanzler von der radikal-islamischen Hamas, den Weg für einen Waffenstillstand freizumachen: „Es braucht jetzt einen umfassenden und nicht nur einen kurzfristigen Waffenstillstand.“ Zugleich bekräftigte er die Forderung nach der Freilassung aller Geiseln, darunter deutscher Staatsangehöriger, und einer Entwaffnung der Hamas: „Sie dürfen keine Rolle in der Zukunft Gazas haben.“
Wiederaufbau: Darüber hinaus will die Bundesregierung gemeinsam mit ihren Partnern Vorbereitungen für eine Wiederaufbaukonferenz für Gaza treffen. „Wir werden uns mit Frankreich und Großbritannien weiterhin über die konzeptionelle Entwicklung in der Region austauschen, insbesondere über die zukünftige Verwaltung und den Wiederaufbau Gazas nach Inkrafttreten eines Waffenstillstandes“, sagte Merz.
Auch mögliche politische Schritte bleiben im Raum. Die Anerkennung eines palästinensischen Staates stehe laut Merz derzeit nicht an, sei aber als „einer der möglicherweise abschließenden Schritte“ in Richtung einer Zwei-Staaten-Lösung denkbar. Auf Nachfrage zu möglichen Sanktionen wie einer Aussetzung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel sagte Merz, die Bundesregierung habe „heute nicht dazu entschieden, solche vorzuschlagen“. Man habe aber „überlegt, welche Möglichkeiten es gegebenenfalls gibt“ und behalte sich solche Schritte vor.
Israels Beitrag: Der Kanzler betonte, die Menschen in der gesamten Region müssten eine Chance bekommen, „in Frieden und Freiheit zusammenzuleben“. Dazu aber müsse auch Israel einen Beitrag leisten: Merz forderte, dass es keine weiteren Vertreibungen aus dem Gazastreifen geben dürfe, außerdem sprach er sich für ein Ende der Siedlungspolitik im Westjordanland aus. Merz kündigte ein weiteres Telefonat mit Israels Premier Benjamin Netanjahu an, Außenminister Johann Wadephul (CDU) wird noch diese Woche in die Region reisen – möglicherweise mit seinen Amtskollegen aus London und Paris.