Mit den Reformplänen, die die Initiative für einen handlungsfähigen Staat vorgestellt hat, sind nicht alle glücklich. Aus kommunaler Sicht sei das Ganze zwar „mutig gedacht, aber schlicht noch nicht zu Ende geführt“, heißt es in einem Positionspapier des Netzwerks Junge Bürgermeister. Es wird heute veröffentlicht und liegt Matthias Punz und Tim Frehler vorab vor.
Kein Blick in den Maschinenraum: Verfasst haben es Michael Salomo, Sprecher des Netzwerkes und Oberbürgermeister von Heidenheim, Ramona Schumann, Bürgermeisterin von Pattensen und Hennig Witzel, der Geschäftsführer des Netzwerkes. Tenor ihrer Kritik: „Es fehlt der Blick in den Maschinenraum.“ Sie fordern eine zweite Reformphase, die die Kommunen einbinde.
Kein Erkenntnisproblem: Der Vorschlag der Initiative, Modellkommunen zu nutzen, um Innovationen zu testen, stößt bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern nicht auf Begeisterung. „Alter Wein in neuen Schläuchen“, sei das. Solche Pilotkommunen erzeugten zwar Aufmerksamkeit, „aber selten strukturelle Breitenwirkung“. Die entscheidende Frage sei nicht, ob eine Idee funktioniere, sondern ob sie skalierbar sei. Daher brauche es verlässliche Rahmenbedingungen, die die Umsetzung ermöglichten.
Reality check: Zentrale Plattformen und digitale Identitäten seien „unverzichtbare Bausteine“, der Digitalisierung, der Fokus darauf richtig. Es brauche aber vor allem den Mut zu echter Vereinfachung und Standardisierung, sowie langfristige Finanzierbarkeit. Außerdem werde nicht beantwortet, wie die Schnittstellen, Architekturfragen, Plattformen und Standards wirklich vor Ort ankommen sollen, sagte Ramona Schumann. „Es geht eben nicht nur um Technik, sondern um Ressourcen, Zuständigkeiten und Führung.“
Das Thema Führung blende der Bericht der Initiative aber „fast vollständig“ aus, kritisieren die jungen Rathauschefs. Dabei müssten Führungskräfte heute bereits „in komplexen, oft unterbesetzten Organisationen Orientierung geben, Mitarbeitende stärken und Veränderungen begleiten“, sagte Henning Witzel. Und das „unter hohem Erwartungsdruck“. Gefordert seien hier „nicht nur Strukturreformen, sondern eine neue Führungskultur“, sagte Witzel. Gerade in kleinen Kommunen entscheide gute Führung darüber, ob Transformation gelinge oder nicht.
Und ums Geld geht es natürlich auch: Ohne eine verlässliche Finanzierung, funktionierende Konnexität und größere Entscheidungsspielräume beim Personal lasse sich Transformation kaum noch gestalten, schreibt die Initiative.