Finanzminister Lars Klingbeil war gestern wieder ganz Investitionsminister. „Wir investieren so stark wie noch nie zuvor“, sagte der SPD-Chef bei der Einbringung des Etatentwurfs 2025 und der Finanzplanung für die kommenden Jahre im Bundestag. Entscheidend sei gewesen, betonte er, die „Fesseln der Schuldenbremse“ zu lösen. Von den Ankündigungen, in bestimmten Bereichen auch sparen zu müssen, war bei seinem Auftritt im Plenum kaum etwas übrig.
Stattdessen: Neue Handlungsspielräume, geschaffen, um den jahrelangen Investitionsstau aufzulösen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen merken, dass Schlaglöcher beseitigt, Brücken saniert und Schultoiletten modernisiert werden; auch die Bahn soll zuverlässiger werden. „Wir gehen jetzt das an, was jahrelang in unserem Land vernachlässigt wurde“, sagte Klingbeil.
Es gehe nicht nur um Zahlen. „Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger das in ihrem Alltag spüren, dass sich etwas verändert“, sagte der Vizekanzler. Es werde auch ein Konflikt gelöst, der „jahrelang“ bestanden habe: die Entscheidung etwa, ob in Bundeswehr oder Industrie investiert werde. „Alles ist notwendig“, sagte Klingbeil.
Der Blick auf die Zahlen: Der Haushalt für 2025 sieht Ausgaben von 503 Milliarden Euro vor. Die Investitionen sollen sich auf 115,7 Milliarden Euro summieren, davon rund 63 Milliarden aus dem Kernhaushalt, der Rest aus den bekannten Sondertöpfen. Geplant ist eine Neuverschuldung von rund 143 Milliarden Euro, die Bundesausgaben sollen um mehr als sechs Milliarden Euro steigen. Allein 2025 sollen Kredite in Höhe von 81,8 Milliarden Euro aufgenommen werden.
Gespart werden muss trotzdem. Unions-Haushälter Christian Haase rechnete vor, dass in den Jahren 2027 bis 2029 Haushaltslücken von zusammen 150 Milliarden Euro anstünden. Die Steuereinnahmen wachsen aufgrund der Wachstumsschwäche nicht, es gibt einen wachsenden Bedarf an Zuschüssen in die Sozialversicherung und Kredite, die abbezahlt werden müssen. Klingbeils Versprechen: Die Regierung beginne zugleich mit der notwendigen Konsolidierung des Haushalts.
Lieber morgen als heute: Gleichzeitig verweist sein Ministerium vor allem auf künftige Einsparungen beim Personal und auf die Verringerung von Verwaltungsausgaben. Zudem sollen die staatlichen Einnahmen gestärkt werden, etwa durch eine stärkere Bekämpfung von Steuerbetrug. Zuletzt soll mehr Wirtschaftswachstum für mehr Steuereinnahmen sorgen – doch das bleibt vorerst ein Versprechen. Heute spricht Kanzler Merz – und wird wieder erklären, warum Schuldenmachen kein Tabubruch mehr ist, sondern staatspolitische Verantwortung.