Dixit Donald Trump: „Er ist ein guter Mann, ein schwieriger Mann – darf ich das sagen? Ist positiv gemeint, er würde nicht wollen, dass ich sage, dass er einfach ist, oder?“ Auf der Skala von Rauswurf bis Bro-Vibes reichte es für Merz zu recht solidem Respekt.
Kanzlers Ehrgeiz: Man konnte aus einiger Vorberichterstattung den Eindruck gewinnen, es gehe für den Bundeskanzler bloß darum, den Besuch im Weißen Haus unbeschadet zu überstehen. Also zu hoffen, nicht gerade dann präsent zu sein, wenn der unvermeidliche Regenguss dort niedergeht. Wenn das der Anspruch wäre: Man müsste bloß nicht nach Washington reisen, dann würde man nicht nass. Merz aber wollte etwas erreichen.
Der Schlüssel: Mehr zuhören als sprechen, mehr Fragen stellen als Antworten geben – und Trump auf seine Macht hinweisen, auf Russland einzuwirken. Zweimal ergriff der Kanzler das Wort, zweimal gab er seine Zeit genau dafür aus.
Er erinnerte ans heutige D-Day-Jubiläum. „Da haben die USA einen Krieg beendet. Und sind heute wieder so stark, einen Krieg beenden zu können“, sagte Merz. Darüber wolle er mit Trump sprechen. „Werden wir“, entgegnete der (um dann Amerikas Wirtschaftszahlen zu loben). Trump sagte nicht nein, er widersprach nicht offen, schloss Sanktionen nicht aus. Er berichtete allerdings auch von seinem Telefonat mit Wladimir Putin: Nach eigenen Angaben verglich er den Krieg dabei mit einer Schlägerei unter Minderjährigen.
Lief für Merz: Das Gewitter ging stattdessen über Elon Musk nieder, über den sich Trump in Merz’ Gegenwart schwer enttäuscht äußerte. Und über Angela Merkel: Erstens habe er sie damals vor einer liberalen Flüchtlingspolitik gewarnt, berichtete Trump. Zweitens auch vor Nord Stream 2. Dass die Pipeline nicht fertig gebaut wurde, sei sein Verdienst. (Zeitlich wurde sie in den Amtszeiten von Joe Biden und Olaf Scholz gestoppt.) Das deutsche Versprechen, die Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen, lobte Trump.
Der Präsident war offensichtlich vorbereitet: zu Deutschland, zum Nato-Ministertreffen in Brüssel, zu Russland. Und wer weiß, vielleicht sogar zum Verhältnis zwischen Merz und Merkel.