Spätestens um 17 Uhr müssen die 17 schwarz-roten Arbeitsgruppen ihre Papiere abgegeben haben. Wie aus der Handreichung zu den Koalitionsverhandlungen hervorgeht, sollen die Abschlussdokumente der Arbeitsgruppen „möglichst kurz und präzise“ sein. Strittige Punkte sollen „im Ausnahmefall“ in rot (SPD) und blau (Union) markiert werden. Geplant ist dann eine dreitägige Redaktionsphase bis Donnerstag, in der die Ergebnisse und Unterschiede zusammengefasst werden. Doch es hakt in gleich mehreren Arbeitsgruppen.
Die größten Streitpunkte: Steuern, Sozialpolitik, illegale Migration. Bei mehreren Schlüsselthemen sollen sich Union und SPD in einem Grundsatzstreit verhakt haben, berichtet die SZ, gerade in Finanzfragen. Es sei in einigen Bereichen nicht gelungen, Kompromisslinien aufzuzeigen. Ein Beispiel: Die Union will die Schuldenpakete durch Steuersenkungen für alle und weitere Verbesserungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ergänzen, die SPD hält eine Entlastung auch von Top-Verdienern für ungerecht und nicht finanzierbar.
Angespannte Atmosphäre: In der FAZ bezeichneten Unionskreise die Ergebnisse als „bis ins Mark frustrierend“, die Gespräche als „zäh“ und „vermint“. Die SPD habe kein Problembewusstsein und bestreite, dass eine Entlastung der Unternehmen notwendig sei, um die Wirtschaft anschieben zu können. Die Sozialdemokraten hätten laut des Berichts klassische Positionen wie den Ruf nach einer Wiederbelebung der Vermögensteuer, der Einführung einer Finanztransaktionssteuer sowie dem Abschaffen des Ehegattensplittings genannt. Letzteres soll sogar zu einem Eklat geführt haben, bei dem die SPD nach einem Wortgefecht geschlossen den Raum verlassen habe.
Innere Sicherheit: Während sich die Arbeitsgruppe „Europa“ ohne große Konflikte auf ein Papier verständigen konnte, ging es in der AG „Innen, Recht, Migration und Integration“ kontrovers zu, berichten die SZ-Kollegen. Im Zentrum der sozialdemokratischen Kritik stehen hier die Zurückweisungen an den Grenzen auch bei Asylgesuchen in Abstimmung mit den europäischen Nachbarn. Unstrittig sind dagegen die Aussetzung des Familiennachzugs, die Ausweitung von Kapazitäten für die Abschiebehaft, mehr Befugnisse für die Bundespolizei und mehr Druck auf ausreisepflichtige Personen.
Wie es weitergeht: Die Verhandlungsergebnisse werden laut der Handreichung zunächst von der Steuerungsgruppe mit Thorsten Frei, Carsten Linnemann, Alexander Dobrindt, Matthias Miersch und Carsten Schneider gesichtet, die sie dann wiederum der 19-köpfigen Verhandlungsgruppe mit den Vorsitzenden und anderen Parteigranden vorlegt. Dann geht es ans Eingemachte: Noch vor dem Wochenende soll diese Runde beraten und darüber sprechen, wie die vielen Meinungsverschiedenheiten gelöst werden könnten. Im Raum stehen auch neue Untergruppen.
Zähes Zeitspiel: Über Posten und den Zuschnitt der Ressorts soll erst gesprochen werden, wenn die inhaltlichen Fragen geklärt sind. Das sollte eigentlich Anfang April so weit sein, damit die Regierung bis Ostern steht. In der Union will man sich aber offenbar doch mehr Zeit lassen, falls nötig, um die Verhandlungsposition nicht zu schwächen. Und auch mit Blick auf die Streitthemen wird der anvisierte Zeitplan Tag für Tag unrealistischer: Stattdessen könnte es nun sehr zäh werden.