Das Ringen um die Reform der Schuldenbremse und das Billionen-Paket für Verteidigung und Infrastruktur geht heute in die vorletzte Runde. Um zehn Uhr tritt der 20. Deutsche Bundestag nun wirklich zum allerletzten Mal und zur abschließenden Beratung zusammen. Die namentliche Abstimmung soll dann zugunsten von Union und SPD ausgehen. Doch noch ist nichts ausgemacht.
Krankheitsfälle: Der SPD-Fraktionsvorsitzende Lars Klingbeil meldete gestern für seine Truppe eine erkrankte Abgeordnete und eine sichere Nein-Stimme; die Unionsfraktion geht laut Friedrich Merz von „einer Handvoll Abweichlern“ aus. Union, SPD und Grüne haben zusammen 31 Stimmen mehr, als für die Zweitdrittelmehrheit nötig sind.
Kommt auf den Bundesrat an: Dort sieht es für die Abstimmung am Freitag anders aus. Aus Bayern kam zwar gestern das Signal, dass die Freien Wähler die Abstimmung nicht mehr blockieren, aber die Länder mit BSW-Regierungsbeteiligung wackeln. So hat ein Appell von Brandenburgs Landeschef Dietmar Woidke (SPD) an das BSW nichts gebracht: Das Bündnis Sahra Wagenknecht bleibt bei seiner Ablehnung neuer Schulden für die Verteidigung.
Konsolidierung: Währenddessen spricht die Union schon von nötigen Konsolidierungen im Haushalt, sie hat ja auch eine Kernklientel, die Wünsche und Vorstellungen hat. Merz verwies auf einen „kurzen Satz im Sondierungspapier, der es aber in sich hat“. Gemeint ist damit die Formulierung: „Wir werden im Rahmen der Haushaltsberatungen auch Einsparungen vornehmen und darüber hinaus schrittweise auf eine ziel- und wirkungsorientierte Haushaltsführung umstellen.“ CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte, das Thema sei bei den Koalitionären „adressiert“.
Koalitionsverhandlungen: Ob der bangen Blicke auf die Macht des alten Bundestages können die Architektinnen und Architekten der neuen Regierung fast unbehelligt am Koalitionsvertrag arbeiten. Das von der Führungsebene auferlegte Schweigegebot scheint zu funktionieren.
Kanzlerwahl: Nur bei der Terminierung rudert die Union leicht zurück. Pläne, nach denen er sich am 23. April zum Kanzler wählen lassen will, seien so nicht formell beschlossen worden, sagte Merz gestern. „Es gibt kein festes Datum.“ Das Ziel sei eine „gute Regierung“, zur Not ginge es auch eine Woche später. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch zeigte sich am Montag hingegen optimistisch, „dass wir im Zeitplan bleiben können.“ Die Verhandlungen hätten sehr konstruktiv begonnen.
Kampfabstimmung: Einen Zeitplan gibt es bereits auch für die Mitgliederbefragung in der SPD zum Koalitionsvertrag. Die mehrheitliche Zustimmung der Genossinnen und Genossen ist notwendig, damit die Partei in eine Regierung mit CDU und CSU eintreten kann. Ein digitales Verfahren soll den Vorgang beschleunigen; Miersch betonte gestern mehrmals, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung schütze den Prozess vor Missbrauch. Was nicht ganz verhindert werden kann: Dass nun noch neue Mitglieder eintreten, um die Befragung zu beeinflussen.