Demokratie ist Kompromiss, diese Erkenntnis ist ausgelutscht. Wie wahr sie ist, zeigt sich aber nach der Sondierungseinigung einmal mehr. Nach der Einigung zwischen CDU, CSU und SPD auf ein gemeinsames Papier und auf die Verabredung, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen, knirscht es in den Parteien. Die Union hat bei ihren Anhängern mit der Einigung beim Thema Migration und Bürgergeld geliefert.
Das war teuer. Die Erwartungen waren hoch, nachdem die Konservativen sich beim Thema Schuldenbremse ziemlich verbogen und die Unterstützung der SPD mit einem Infrastrukturpaket für eine halbe Billion Euro erkauft haben. Jetzt ist es an der SPD-Spitze, die Einigung den Genossinnen und Genossen als guten Deal zu verkaufen, denn in der Partei wird per Mitgliederentscheid über den Koalitionsvertrag abgestimmt.
„Fette Kröte“ zu schlucken: War das Sondervermögen am Ende zu teuer erkauft, wenn man nun mit der Union einen solch harten Kurs in der Einwanderungs- und Asylpolitik fahren muss? „Der Migrationsteil ist eine sehr fette Kröte“, sagte die Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier SZ Dossier. Kritik kommt auch von Juso-Chef Philipp Türmer. Dem Spiegel sagte er, für den SPD-Nachwuchs seien „derartige, massive und menschenrechtswidrige Verschärfungen untragbar“.
Haltungsnoten. Aber was bleibt der SPD, die sich mal eine Volkspartei nannte und deren Co-Chef Klingbeil immer wieder davon spricht, dass die Sozialdemokraten Verantwortung tragen müssten für das Land, anderes übrig? Wenn sie den Deal nicht eingeht, kann es keine Regierung geben in Deutschland, jenseits der AfD. Käme es dazu, hätte man sich im Willy-Brandt-Haus die Haltung wohl zu viel kosten lassen. Ein erstes Stimmungsbild wird es heute geben, wenn die Verhandlerinnen und Verhandler vor den Fraktionen erscheinen.