Es bleibt dabei. „Wir werden unsere Anträge auf die Tagesordnung bringen, ja“, sagte Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz gestern vor Reporterinnen und Reportern. Es sei ihm nach wie vor egal, sollte bei seinen Migrationsplänen auch die AfD zustimmen. Merz ging sogar weiter: Die Verantwortung dafür, dass es keine Mehrheit aufgrund der AfD gibt, liege nun bei SPD und Grünen. Derweil haben FDP und SPD eigene Anträge und Papiere präsentiert.
Beschluss in dieser Woche: Was mit den Formulierungen der Unions-Fraktion für ein neues Gesetz startete, über die wir gestern berichteten, endet wohl mit dem bereits existierenden Zustrombegrenzungsgesetz. Fraktionsvize Andrea Lindholz teilte auf X mit, die Union werde das Vorhaben zur Abstimmung bringen. Möglicherweise auch, um der AfD zuvorzukommen. Da es bereits in erster Lesung und im Innenausschuss war, kann es diese Woche bindend beschlossen werden, falls die Fraktion das heute so bestätigt. Auch die anderen Anträge sollen eingebracht werden.
Zustimmung aus dem Genscher-Haus: Die FDP hat zwar ein eigenes Papier präsentiert, das SZ Dossier vorliegt, will aber auch beim Merz-Plan mitgehen. „Die von Angela Merkel begründete und von Bündnis 90/Die Grünen sowie relevanten Teilen der SPD unbeirrt fortgesetzte Politik der unkontrollierten Migration hat das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit des Staates tief erschüttert“, schreiben die Liberalen – ganz so, als hätten sie in der Ampel nicht mitregiert.
Im FDP-Papier: Drittstaatsverfahren, nationale Ausreisezentren an Flughäfen, keine Sozialleistungen mehr für Schutzsuchende, die ausreisen müssen; kein Familiennachzug mehr für subsidiär Schutzberechtigte; Entwicklungszusammenarbeit soll eingestellt werden, wenn Länder sich weigern, ihre Staatsbürger zurückzunehmen; eine „Erneuerung der EU-Türkei-Erklärung“. Die Zurückweisung von Asylbewerbern soll „erprobt“ werden. Die Zeichen stehen mehr auf Schwarz-Gelb denn je. Wären da nicht die Umfragewerte, vor allem jene der Liberalen, die eine solche Koalition derzeit ausschließen.
Politische Signale: Für diesen politischen Wunschtraum reihte sich FDP-Chef Christian Lindner jedenfalls hinter Merz ein: „Das ist mir sogar egal, ob die AfD dort mitstimmt“, sagte er im Deutschlandfunk. Es gehe um ein „politisches Signal“ des Bundestages. Auch das BSW will zustimmen, mit der AfD gibt es zumindest rechnerisch eine Mehrheit (hier gibt es die Vorgeschichte). Generalsekretär Marco Buschmann sagte: „Wenn Demokraten nicht mehr sagen, was sie für richtig halten, dann hat die AfD schon gewonnen.“ Die AfD-Fraktionsspitze will ihren Abgeordneten laut übereinstimmenden Medienberichten heute übrigens eine Zustimmung aller CDU-Anträge empfehlen.