Am Ende sind Wahlkämpfe auch eine Frage der Ressourcen, genauer gesagt: des Geldes. Von Beträgen, wie sie US-Kampagnen verschlingen, sind die deutschen Wahlkämpfer zwar weit entfernt, doch auch sie investieren Millionensummen. Bei der Kampagnenplanung steht daher die Frage im Raum, wie viel die Kasse hergibt. Und woher die Mittel kommen.
Im Spendenregister des Bundestags müssen alle Zuwendungen von mehr als 35.000 Euro veröffentlicht werden. In diesem Jahr erhielten elf Parteien bislang 90 Spenden, die über dieser Schwelle lagen. Insgesamt gab es 60 unterschiedliche Spenderinnen und Spender. Laut Berechnungen des Portals Donation Watch sind das zusammen mehr als 14,6 Millionen Euro. Die meisten Zuwendungen erhielt mit 38 Spenden die CDU. Die höchste Summe hat das BSW erhalten, allerdings kamen hier mehr als vier Millionen Euro vom Verein des BSW. Es folgen CDU, Volt, FDP, Grüne und SPD.
Die Grünen konnten sich zuletzt über prominente Hilfe freuen. Henning May, Sänger der Band Annenmaykantereit, hat der Partei wohl 95.000 Euro gespendet. Das geht aus dem Spendenregister des Bundestags hervor. Die Adresse, mit der May dort auftaucht, ist die Adresse der Band in Köln. Darüber hinaus haben die Grünen dieses Jahr mehrere Spenden in fünfstelliger Höhe von Einzelpersonen erhalten. Hohe Beträge kamen auch von Campact, vom Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie und der Deutschen Vermögensberatung.
Emily Büning, die ehemalige Bundesgeschäftsführerin der Grünen, berichtete beim Parteitag in Wiesbaden von knapp 725.000 Euro, die die Partei seit dem Ende der Ampel vor allem aus kleinen Einzelspenden erhalten habe. Mit welchem Budget die Partei in den Wahlkampf gehen wird, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher. „Wir rechnen aber mit einer Größenordnung, die sich an den Mitteln aus dem Jahr 2021 orientiert.“ Wie der Focus aus Parteikreisen erfuhr, lag das Budget damals bei 19 Millionen Euro.
Die SPD teilte SZ Dossier mit, sie sei „finanziell handlungsfähig“. Das Wahlkampfbudget orientiere sich an dem der Bundestagswahl 2021, damals hatten die Sozialdemokraten gut 15 Millionen Euro zur Verfügung. Die Sozialdemokraten erhielten zwar auch „viele kleine Einzelspenden vor Ort“, sagte ein Sprecher. „Insgesamt machen Spenden bei der SPD aber selten mehr als 10 Prozent ihrer Einnahmen aus.“ Eine nachgeordnete Rolle spielen laut der Partei sowohl in ihrer Höhe als auch in ihrer Anzahl Unternehmensspenden – im Jahr 2023 waren das weniger als ein Prozent der Gesamteinnahmen.
In der Union gab man sich zu dem Thema wortkarg, ein Sprecher der CDU verwies lediglich auf Rechenschaftsberichte. Von der CSU hieß es, man gebe zu Interna der eigenen Wahlkampfplanung, dazu gehöre insbesondere die Budgetplanung, keine Auskunft.
Im Spendenregister des Bundestags tauchen allerdings mehrere hohe Beträge auf, von Unternehmen wie Trumpf, der Athos AG oder der Deutschen Vermögensberatung, die der CSU in der vergangenen Woche 100.000 Euro gespendet hat, der CDU sogar 300.000. Auch der Verband der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen ist aufgelistet – und viele kleinere Firmen und Einzelpersonen wie die Unternehmer Stephan Schambach, Andreas Lapp und Christoph Alexander Kahl.
Die FDP teilte mit, man könne zum genauen Wahlkampfbudget keine Angaben machen. „Zu den maßgeblichen Ausgabenposten im Rahmen des Wahlkampfs zählen zum Beispiel Werbung im öffentlichen Raum und in den etablierten Medien sowie Inhalte auf verschiedenen Plattformen der Sozialen Medien“, sagte ein Sprecher. Die Liberalen erhielten unter anderem Spenden von der Deutschen Vermögensberatung, der Göpel Vermögensverwaltung und einzelnen Unternehmern.
Die AfD plane mit einem Budget von um die sechs Millionen Euro, sagte Schatzmeister Carsten Hütter. Vergangene Woche sei der jährliche Brief verbunden mit dem Spendenaufruf an die Mitglieder verschickt worden, die Rückmeldungen darauf seien traditionell „sehr positiv“, sagte Hütter. Umfangreiche Großspenden konnte die AfD zuletzt nicht verbuchen, die letzte Zuwendung dieser Art stammt von Bauingenieur und Unternehmer Hartmut Issmer, der der Partei im Januar vergangenen Jahres 265.050 Euro überwies. In einem Gespräch mit RTL und ntv sagte Issmer 2023, er sei ein Gegner des „Corona- und Klimaschwachsinns“ und Unterstützer des Höcke-Lagers.
Das BSW habe in diesem Jahr insgesamt etwa 8,7 Millionen Euro an Spenden eingesammelt, sagte Schatzmeister Ralph Suikat SZ Dossier. Fünf Millionen davon erhielt die Partei vom Ehepaar Lotte Salingré und Thomas Stanger. Eine weitere Großspende, wenn auch in viel kleinerem Umfang, bekam das BSW Mitte November aus Freiburg von der Horizontwerke GmbH. Dahinter verbirgt sich der Unternehmer Heinrich Röder, dem Spiegel bestätigte er die Spende, tätig ist er im Bereich Erneuerbare Energien. Dem Bericht zufolge berät er das BSW auch zu diesem Thema.
Der Großteil des Geldes sei für die bisherigen Wahlkämpfe und den Aufbau der Partei in Bund und Ländern eingesetzt worden, sagte Schatzmeister Suikat. Für die Bundestagswahl plant er daher mit einem Budget von vier Millionen Euro. Eine Summe, die die Partei gerne noch aufstocken würde. „Wir werden uns bemühen müssen, sehr viel mehr Geld einzuwerben“, sagte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht am Dienstag im Bundestag. Auch über Kredite wolle die Partei nachdenken, denn das Geld aus der staatlichen Parteienfinanzierung komme zu spät, um dem BSW im Bundestagswahlkampf zu helfen.
Den Rekord des vergangenen Monats stellte die Kleinpartei Volt auf. Thadaeus Friedemann Otto, ein Musiker aus Goslar, überwies der Partei eine Million Euro. Otto, selbst Mitglied bei Volt, unterstützte die Partei schon in der Vergangenheit mit hohen Summen. Den Betrag werde Volt etwa für eine Europareise der Spitzenkandidatin nutzen, bei der sie „die besten Konzepte“ der Nachbarländer in Erfahrung bringen will. Tim Frehler, Gabriel Rinaldi, Moritz Jägemann