Am Ende klangen sie versöhnlich. Vor der gestrigen Fraktionssitzung sagte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, die Gespräche mit Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) seien „sehr vertrauensvoll“ gewesen. Mützenich präsentierte dann den vollständigen Zeitplan, der bereits öffentlich geworden war: Am 11. Dezember soll Scholz die Vertrauensfrage beantragen, der Rest ist bekannt. Einige Minuten später bestätigte Merz diese Verständigung.
Warum das wichtig ist: In den vergangenen Tagen hieß es, die Union werde sich nicht bewegen, bevor ein Termin für die Vertrauensfrage stehe. Der ist nun da, nachdem sich Merz und Mützenich am Morgen auch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgetauscht hatten. Gestern Abend dann stellten sie ihm den Plan gemeinsam mit der Grünen-Fraktionsspitze vor. Sein Fazit: Die geplante Neuwahl ist „realistisch“.
Jetzt geht es wieder um Inhalte. Die SPD würde vor Weihnachten am liebsten noch einige Projekte umgesetzt sehen. Mützenich nannte ein steigendes Kindergeld, einen Ausgleich der kalten Progression sowie gegebenenfalls auch Entscheidungen zur Zukunft des Deutschlandtickets, Entlastungen der Industrie und der Zulieferbetriebe sowie den Schutz des Bundesverfassungsgerichts gegen demokratiefeindliche Bestrebungen. Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann nannte ihrerseits die Stärkung des Bundesverfassungsgerichts und das Deutschlandticket.
Oder auch nicht. „Es gibt zwei, drei Entscheidungen, die keinen Fristaufschub erlauben, wie zum Beispiel die Zurückverweisung des Nachtragshaushalts 2024 in den Haushaltsausschuss“, sagte Merz. Das könne man noch in dieser Woche beschließen. Auf den Fluren war von einer Positivliste die Rede, die Merz aber nicht teilen wollte. Für fast alle anderen Themen gelte, dass Rot-Grün mit der Union abklären könne, „was wir nach dem 16. Dezember dann gegebenenfalls gemeinsam im Deutschen Bundestag noch beschließen“.
Die Zeit rennt: Zur kalten Progression sagte Merz, man könne sie auch rückwirkend beschließen, beim Deutschlandticket müsse der „Rest der Ampel“ erstmal sagen, wie sie sich die Finanzierung vorstellen. (Gerade bei Ersterem gilt es ohnehin als wahrscheinlich, dass die FDP zustimmen könnte.) Bei bereits verhandelten Gesetzen, etwa dem Schutz des Verfassungsgerichts, werde sich die Union an die Vereinbarungen halten, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Man kläre derzeit, ob überhaupt noch alle Sitzungswochen vollständig stattfinden. Viel Zeit bleibt also nicht.
Immerhin: Die Papierindustrie darf sich freuen. Und Bundeswahlleiterin Ruth Brand sah einen Neuwahltermin im Februar als „unkritisch“ an.