Heute Mittag sehen sich die Ministerpräsidenten zur großen Jahreskonferenz in Leipzig. Hessen übergibt den Vorsitz an Sachsen, und weil beide CDU-geführt sind (und somit sogenannte B-Länder) bleibt der stellvertretende Vorsitz beim SPD-geführten Niedersachsen (und somit einem A-Land). Erst einmal beraten A-Länder und B-Länder, wo sich prinzipiell auch Baden-Württemberg zugehörig fühlt, getrennt. Es folgt ein Spaziergang zur Thomaskirche inklusive Vorstellung des Thomaner-Chors und ein gemeinsames Abendessen in der Oper. Am Freitag beraten sie unter anderem über Migration, Energiepreise, die Transformation der deutschen Autoindustrie, über den Rundfunkstaatsvertrag und über klamme Kommunen. Dazu mehr im Tiefgang. Der Bund ist, wie üblich bei der Jahres-MPK, nicht beteiligt.
Streitpunkt Migration: Dass die CDU-geführten B-Länder das Sicherheitspaket der Bundesregierung im Bundesrat am vergangenen Freitag abgelehnt haben, wirkt nach. Besonders, weil sie den Vermittlungsausschuss nicht angerufen haben, was auf der A-Seite den Eindruck erzeugte, sie wollten sich nicht einigen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil warf der Union vor, sich bereits im Wahlkampf zu befinden. Es sei schwer, „in diesen Vorwahlzeiten über konkrete Sacharbeit auch gemeinsam Fortschritte zu erzielen“, sagte er. Er bezweifle, dass sich eine gemeinsame Position finden lasse. Die Forderung des sächsischen Gastgebers Michael Kretschmer (CDU), das Grundrecht auf Asyl zu ändern, sorgte nicht gerade für Annäherung, zumal er sich im Tagesspiegel auf die Vorstöße des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk bezog, der plant, das Asylrecht in seinem Land zeitweise auszusetzen.
Wo man sich einig ist: Aus Teilnehmerkreisen heißt es, bei Energiepreisen und der Transformation der Autoindustrie sei man zuversichtlich, eine gemeinsame Position zu finden. Die SPD auf Bundesebene hat bereits gefordert, die Kaufprämie für E-Autos wieder einzuführen, CDU-Chef Friedrich Merz aber lehnt das ab. Denkbar wären zum Beispiel besondere Steuerermäßigungen, wie sie zum Teil bereits für E-Dienstwagen gelten, diese könnten auch auf Gebrauchtwagen angewendet werden.
Offen ist hingegen, wie die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten sich zum Rundfunkstaatsvertrag verhalten werden. Sowohl auf der A-Seite als auch auf der B-Seite gibt es Länderchefs, die der Erhöhung der Rundfunkbeiträge um 58 Cent, wie die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten sie empfohlen hat, zustimmen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte diese im Deutschlandfunk abgelehnt. Einiger ist man sich bei der Strukturreform, es soll künftig weniger Radiosender geben, Spartenkanäle wie Phoenix, Tagesschau24 und ZDFinfo sollen zusammengelegt werden. Zudem sollen Texte bei Online-Auftritten kürzer werden, und damit weniger „presseähnlich“. Das würde vor allem Zeitungsmacher freuen – die Inhalte sind oft vergleichbar, doch Zeitungen werden nicht durch Rundfunkgebühren finanziert. Bislang ist die Strukturreform an die Erhöhung des Rundfunkbeitrags gekoppelt.