Regieren? Lieber nicht. Die Brandenburger CDU sieht ihre Rolle in der Opposition. Zusammen mit der SPD käme sie im Landtag auf 44 Sitze, also genau auf die Hälfte. Das sieht man in der CDU nicht als Regierungsauftrag: Spitzenkandidat Jan Redmann sagte gestern, eine Regierungsbeteiligung komme für seine Partei erst einmal nicht infrage. Vieles spricht daher dafür, dass es erneut auf das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ankommt.
Neu, aber mächtig: Nach den Landtagswahlen ist das BSW damit in jedem der drei Länder zu einem Machtfaktor geworden. Doch mehr als für andere Parteien ist Regieren für die noch junge Partei mit Risiken verbunden. In Brandenburg zählt das BSW Medienberichten zufolge gerade einmal etwa 40 Mitglieder. Der neuen Truppe im Landtag fehlt es zudem an politischer Erfahrung.
Erstmal abwarten: Spitzenkandidat Robert Crumbach gibt sich allerdings gelassen: „erstmal abwarten“, sagte er. Er sei sich ziemlich sicher, dass die CDU mit der SPD sprechen werde. „Die werden schon reden“, sagte Crumbach SZ Dossier. Der Mann ist zwar momentan noch sein eigener Pressesprecher, die Partei sei so jung und verfüge in Brandenburg noch über so wenig Mittel, dass sie sich keinen Sprecher leisten könne. Allerdings gibt sich Crumbach auch was eine mögliche Regierungsbeteiligung unter diesen Voraussetzungen anbelangt gelassen. „Wir sind für jede Situation inhaltlich, organisatorisch und personell gut aufgestellt“, sagte er. „Und zwar wirklich für jede.“
Welche Rolle spielt Wagenknecht? „Es kann schon sein, dass sie Herrn Woidke mal treffen will“, sagte Crumbach über Wagenknechts möglichen Einfluss. Die CDU-Politiker Michael Kretschmer und Mario Voigt kennen das. Beide trafen sich jeweils kürzlich mit Wagenknecht in Berlin. Ihr Parteichef Friedrich Merz blickt allerdings mit höchster Skepsis auf die BSW-Chefin. Wagenknecht habe im deutschen Parteiensystem eine Spur der Zerstörung hinterlassen, sie habe an keiner Stelle etwas Konstruktives bewirkt, sagte Merz gestern Abend in Berlin. Und sie möchte, glaubt Merz, parteipolitische Strukturen auch so zerstören, dass die Union davon betroffen ist. Er als Parteivorsitzender werde das nicht zulassen. Gleichwohl, schob Merz hinterher, gehe es in Thüringen vor allem darum, Höcke zu verhindern.
Fortschritte in Sachsen und Thüringen: Nach den Optionsgesprächen wollen CDU, BSW und SPD in Thüringen derweil den nächsten Schritt gehen. Wie die dpa berichtet, wollen die drei Parteien in Sondierungsgespräche eintreten. Kommende Woche soll es losgehen. Die sogenannte Brombeer-Koalition aus CDU, BSW und SPD hätte in Thüringen allerdings keine Mehrheit, sondern lediglich die Hälfte der Sitze im Landtag. Thüringens SPD-Chef Georg Maier sagte daher gestern, es brauche ein parlamentarisches Format der Abstimmung mit der Linken. In Sachsen haben sich CDU, SPD und BSW gestern Abend zum ersten Mal zu dritt getroffen. Um Sondierungen oder gar Koalitionsgespräche geht es aber noch nicht. Zunächst wurden erst einmal weitere Gespräche vereinbart.