Den kleinen Parteien, in Brandenburg zählen Grüne und FDP zu ihnen, könnte am Sonntagabend eine große Rolle zuteilwerden. Wenn eine Partei ein Direktmandat holt, zieht sie als Fraktion in den Landtag ein, die Stärke bemisst sich nach dem Zweitstimmenergebnis. SPD und CDU brauchen laut aktuellen Umfragen mindestens einen weiteren Koalitionspartner, wenn sie zusammen weiterregieren wollen.
Grüne Taktik: Die Grünen, derzeit in der Regierung, hoffen auf taktisches Wählen. Sie wollen etwa der Linken Stimmen wegnehmen, die selbst zuletzt in Umfragen bei drei bis vier Prozent stand. Im Wahlkreis Potsdam-Innenstadt ist eine grüne Kandidatin am aussichtsreichsten: Marie Schäffer. Die Organisation Campact unterstützt sie deshalb finanziell, um eine AfD-Sperrminorität zu verhindern. Im gleichen Wahlkreis hatte sie 2019 gegen Klara Geywitz gewonnen.
Rot-Schwarz-Orange: Die Freien Wähler setzen alles auf ihren Spitzenkandidaten Péter Vida, der im Wahlkreis Bernau antritt und dort 2019 das Direktmandat holte. Ein Einzug von Vidas Partei – er hat eine aufblasbare Orange immer dabei – könnte die Verhandlungsposition von Rot-Schwarz gegenüber Wagenknechts BSW stärken. Die CDU hat deutlich gemacht, dass sie die Grünen nicht unbedingt weiter in der Regierung haben muss. Ob Vida, der im Wahlkampf mit einer „Dönerpreisbremse“ Jungwähler lockte, die bessere Option ist, darüber würde dann diskutiert werden.
Liberale Träume: Spitzenkandidat Zyon Braun hat einen Wahlkampf gemacht, der an den früheren Christian Lindner erinnerte: Jung, dynamisch, hip. Das Problem: Er ist nicht Christian Lindner. Die FDP durfte nicht zur RBB-Wahldebatte, wurde nicht eingeladen, das aktuelle ZDF-Politbarometer führt sie nicht auf. Anders klingt das auf Brauns Webseite, wo sich die Liberalen als einzige Machtoption für die Mitte präsentieren. Große Pläne haben sie auch: „Wir Freie Demokraten wollen, dass Brandenburg endlich Weltspitze wird – bei Bildung, Infrastruktur und Wirtschaft.“