Friedrich Merz ist kaum mehr als einen Tag designierter Kanzlerkandidat der Union, schon denken die Schwesterparteien CDU und CSU über Koalitionsoptionen nach, als hätte sie schon einen Wählerauftrag. CSU-Chef Markus Söder fürchtet schlechtere Ergebnisse für die Union, würde sie sich die Bündnisoption Schwarz-Grün offenhalten, so unbeliebt seien die Grünen dank Heizungsgesetz; ein „No-Go“, sagte er bei der CSU-Klausurtagung in Banz.
Erst mal wählen: Sollte die Union nach der Bundestagswahl durch Ergebnisse aber in die ungeliebte Koalition gezwungen werden, könne man sie nicht kategorisch ablehnen, erfuhren Markus Balser, Roman Deininger und Andreas Glas aus Parteikreisen. „Man darf die Wähler nicht für dumm verkaufen“, sagte Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann der SZ, „die wissen, dass CDU, SPD, Grüne und FDP, also die demokratischen Parteien, miteinander koalitionsfähig sein müssen.“
Mit SPD und FDP würde die Union jeweils viel lieber regieren. Der FDP riet Merz in der ARD gar, sich aus der Ampel zurückzuziehen, nur so habe sie die Chance, im Bundestag zu bleiben. FDP-Funktionäre betonten gestern, wie gelassen sie eine solche Aussage sähen.
Die Basis ist anderer Auffassung. Daniel Quade (FDP) ist Bürgermeister in Bad Sachsa in Niedersachsen. Er sagte SZ Dossier, er habe „absoluten Respekt“ vor den Vertreterinnen und Vertretern der Ampel. Er sei aber der Meinung, dass die FDP in der Ampel am stärksten „abgestraft“ würde. Zu den Themen Heizungsgesetz, Energie- und Lebensmittelpreise und Migrationskrise habe die Ampel zu lange „keine oder schlechte Lösungen“ vorgelegt. Seine Bürgerinnen und Bürger in Bad Sachsa könnten mit dem 49-Euro-Ticket nichts anfangen, es brauche Geld für Kita, den Ganztag in der Grundschule. „Dafür ist kein Geld da“, sagte er. Die Menschen fragten sich, ob ihre Kinder sicher seien, ob sie in der Kita versorgt würden. Auf die Fragen gebe es keine Antwort.
„Wofür setzt sich die FDP ein?“, fragte er. „Legalisierung von Cannabis und dafür, dass wir zukünftig x neue Varianten beim Nachnamen haben“. Das stoße den Menschen „böse auf“. Es sei ein hochkomplexes Thema. Wer aber bei Umfragen bei fünf Prozent liege, müsse schon hinterfragen, ob er nicht zu viele falsche Entscheidungen getroffen habe. Nach außen habe die FDP Profil verloren, weil sie dort die falschen Prioritäten gesetzt habe. Und das größte Problem? Die Grünen. „Am Ende will ich die Grünen auch nicht für die eigenen Fehler vors Loch schieben, aber ohne sie in einer Regierung wären all die obigen Probleme sicher schon fast gelöst“, sagte er.