Heute Morgen ist der Kanzler in Usbekistan. Gestern hat die Bundesregierung mit dem Land ein Migrationsabkommen unterzeichnet. Es geht dabei nicht nur um die Anwerbung von Fachkräften. Usbekistan grenzt an Afghanistan. Wenn Afghanistan zusagt, seine Staatsangehörigen zurückzunehmen, könnten Abschiebungen dorthin künftig auch über Usbekistan möglich sein. Der Kanzler verwies diesbezüglich nur auf vertrauliche Gespräche, berichtet mein Kollege Paul-Anton Krüger.
Partner in Sachen Energie: Am Nachmittag wird Scholz dann in Kasachstan ankommen. Insbesondere mit Astana soll in den kommenden Jahren eine Energiepartnerschaft entstehen. Kasachstan habe sich durch Öllieferungen an die Raffinerie in Schwedt zu einem „sehr wichtigen Öllieferanten“ entwickelt, hieß es aus Regierungskreisen. In Entscheidungen der Raffinerie mische man sich nicht ein, grundsätzlich werde der Kanzler sich aber dafür einsetzen, eine Vereinbarung zur Lieferung von Rohöl aus Kasachstan, die bisher bis Ende des Jahres läuft, zu verlängern. Den Krieg in der Ukraine will die Bundesregierung nur mit „großer Sensibilität“ ansprechen, und einen „ehrlichen Eindruck über die Einschätzung“ der Länder erhalten.
Mehr Gas aus Zentralasien: Scholz werde „die Gasvorkommen in der Region ansprechen“, es würden ja noch einige Jahrzehnte Gas gebraucht. Die Ausschreibungen für wasserstoffbereite Gaskraftwerke liefen. „Bisher ist die Frage der Infrastruktur sicherlich schwierig zu lösen. Aber wir versuchen alle Methoden, um unsere Gasquellen zu diversifizieren“, hieß es aus Regierungskreisen.
Zum Thema Wasserstoff: Die Bundesregierung rechnet damit, 2030 zwischen 95 und 125 Terawattstunden Wasserstoff zu importieren, und zum „größten Importeur“ von Wasserstoff weltweit zu werden. „Für Regionen wie Zentralasien, die relativ zu ihrem eigenen Konsum sehr viel Fläche haben, bietet das natürlich eine riesengroße ökonomische Möglichkeit“, hieß es. Eine strategische Wasserstoffpartnerschaft mit der Region sei „eher ein Pflänzchen“, anders als zum Beispiel in Namibia.
Große Wirtschaftsdelegation dabei: Vor einem Jahr schloss Scholz mit den fünf zentralasiatischen Ländern Usbekistan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Turkmenistan eine „strategische Partnerschaft“ ab, viel geschehen ist seither aber nicht. Stefan Meister, Leiter des Osteuropazentrums der Deutschen Auswärtigen Gesellschaft, sagte der Deutschen Welle, er sehe „eine Frustration in den zentralasiatischen Ländern, die hohe Erwartungen an die Zusammenarbeit mit Deutschland hatten“.