Gefreut haben sie sich bei der CDU in Thüringen wohl nicht, angesichts der Aussagen einiger Parteikollegen: „Es wäre in dieser ausgesprochen komplizierten Lage sehr hilfreich, wenn uns aus dem Rest der Republik Vertrauen statt Misstrauen entgegengebracht würde“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Thadäus König gestern SZ Dossier. Für die CDU in Thüringen sei klar, dass sie zu ihren Grundüberzeugungen stehe, auch bei einer möglichen Regierungsbildung. Es gehe dabei auch nicht um Bundes- oder Weltpolitik, sondern „im Speziellen um die Dinge, die wir im Land entscheiden können“.
Hintergrund: Sollen die Christdemokraten eine Koalition mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) eingehen? Eine Gruppe von rund 40 Mitgliedern fordert vom nächsten Bundesparteitag einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit dem BSW. Dazu gehören der Europaabgeordnete Dennis Radtke und der Außenpolitiker Roderich Kiesewetter, wie der Tagesspiegel zuerst berichtete. Der Essener Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer schrieb auf X, eine Koalition mit dem BSW wäre „Gift für die Glaubwürdigkeit der CDU“. Im Gespräch mit SZ Dossier sagte Frank Sarfeld stellvertretend für die Gruppe: „Wer soll uns als CDU noch wählen, wenn er das Gefühl hat, er könnte Sahra Wagenknecht als Koalitionspartnerin bekommen.“ Einen solchen Dammbruch gelte es zu verhindern.
Wie es weitergeht: In Thüringen, so heißt es, soll allerdings noch in dieser Woche ein sogenanntes Optionsgespräch zwischen CDU und BSW stattfinden, also die Vorstufe zu einem Sondierungsgespräch, was wiederum die Vorstufe zu Koalitionsverhandlungen darstellt. Spätestens am 1. Oktober muss der Landtag zu seiner ersten Sitzung zusammenkommen, dann steht die Wahl des Landtagspräsidenten an. CDU und BSW müssten zu diesem Zeitpunkt schon zusammenarbeiten, wenn sie die Wahl eines AfD-Politikers in dieses Amt verhindern wollen.
BSW will keinen AfD-Landtagspräsidenten: Thüringens BSW-Chefin Katja Wolf sagte dazu gestern in der Landespressekonferenz, die AfD könne aus Sicht ihrer Partei nicht die Verantwortung einer Landespräsidentschaft tragen, daher müssten sich die Parlamentarier untereinander verständigen, wie sie mit dieser Situation umgehen.
Weltpolitik mit Wagenknecht: Bei Koalitionsverhandlungen werde Wagenknecht nicht teilnehmen, sagte Wolf. Zum jetzigen Zeitpunkt gehe sie auch davon aus, dass sie bei Sondierungsgesprächen nicht dabei sein werde. Aber: „Sahra Wagenknecht hat immer sehr klar formuliert, dass sie sich intensiv einbringen möchte in das Thema Krieg und Frieden, und das finde ich persönlich völlig nachvollziehbar“, sagte Wolf. Ein Gespräch mit Wagenknecht werde es also ganz sicherlich geben. „Und das ist auch gut so.“