In den zweiten Tag des Nato-Gipfels platzte gestern ein CNN-Bericht, Moskau habe Anschläge auf eine Reihe europäischer Rüstungsmanager geplant. Die USA und Deutschland sollen Anfang des Jahres russische Anschlagspläne gegen Rheinmetall-CEO Armin Papperger vereitelt haben. Nach SZ-Informationen soll er nicht der einzige Chef eines deutschen Rüstungsunternehmens sein, gegen den es entsprechende Drohungen gibt und der Personenschutz erhält.
Was sonst vom Nato-Treffen bleibt: Mit den erwarteten Solidaritätsbekundungen und Hilfszusagen ging der Gipfel gestern zu Ende. „Wir bekräftigen unsere unumstößliche Solidarität mit den Menschen der Ukraine in ihrer heroischen Nation, ihres Landes und unserer gemeinsamen Werte“, hieß es in der Abschlusserklärung. Die Zukunft der Ukraine liege in der Nato, man unterstütze ihren „unumkehrbaren Weg zur vollen euro-atlantischen Integration, einschließlich der Nato-Mitgliedschaft“. Die Bundesregierung hatte sich ursprünglich gegen diese Formulierung gewandt, wie Daniel Brössler und Peter Burghardt aus Washington berichten.
Die USA bleiben entscheidend. Einmal dahingestellt, ob die Staats- und Regierungschefs der Allianz nun so überzeugt davon sind, wie manche von ihnen es öffentlich angaben zu sein, dass der Präsident der Vereinigten Staaten seinem Amt gewachsen sei – es bleibt ihnen nicht viel übrig, als es zu hoffen. Die Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit hängt auch im Jahr 10 nach der russischen Annexion der Krim wesentlich vom größten Alliierten ab. Derweil leistete sich Joe Biden die nächsten Aussetzer. Am Rande des Nato-Gipfels stellte er bei einer Veranstaltung Wolodymyr Selenskyj als „Präsident Putin“ vor, ehe er sich schnell korrigierte. Später, bei der Abschlusspressekonferenz, brachte er Kamala Harris und Donald Trump durcheinander.
Warten auf den 5. November: Die USA gaben den Europäern noch einmal Zeit zu schließen, was Verteidigungsminister Boris Pistorius eine „ernstzunehmende Fähigkeitslücke“ nannte: Mit der Stationierung von Langstreckenwaffen sei „ganz klar die Erwartung der USA zu Recht verbunden, dass wir selber investieren in Entwicklung und Beschaffung von derartigen Abstandswaffen“, sagte Pistorius im Deutschlandfunk. Er sei sicher, sagte er, und meinte: Er hoffe inständig, dass ein anderer US-Präsident die Pläne nicht revidieren würde.