Wenn Regen nicht weiterzieht, steigt das Wasser. Wie in Bayern und Baden-Württemberg. Kleine Flüsse wie Rems und Wieslauf in Baden-Württemberg sind über die Ufer getreten, doch auch der Pegel der Donau steigt weiter. Inzwischen sind mindestens vier Menschen in der Flut gestorben. Gestern sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schnelle Hilfe zu. „Wir werden alles dazu beitragen, auch mit den Möglichkeiten des Bundes, dass hier schneller weitergeholfen werden kann.“
Wer zahlt? Extremwetter werden als Folge des Klimawandels häufiger. Bund und Länder beraten seit über einem Jahr über eine sogenannte Elementarpflichtversicherung. Die Länder sind dafür. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte, die „Pflichtversicherung für Elementarschäden wäre jetzt die richtige finanzielle Schadensvorsorge“. Es dauere zu lange, bis „wir an dieser Stelle gemeinsam mit Bund und Ländern zu Potte kommen“, kritisierte schon im Januar Niedersachsens MP Stephan Weil (SPD). Am 20. Juni sollen die Ergebnisse einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe beraten werden.
Versicherungen gegen Pflichtversicherung: In einem Schreiben des Justizministeriums an den Bundesrat im Dezember 2023 hieß es, die „zukünftige Versicherbarkeit“ hänge von der „Klimaentwicklung“ und „Strategien zur Klimafolgenanpassung“ ab. Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe solle prüfen, „welche Präventionsmaßnahmen zum Beispiel im Bau- und Umweltrecht notwendig sind, um die Eintrittswahrscheinlichkeit von Schäden bei Naturereignissen zu reduzieren“. Das findet auch die Versicherungswirtschaft, die hohe Kosten fürchtet. Sie fordert ein „Gesamtpaket aus Prävention, Klimafolgeanpassung und Versicherung“, es brauche zum Beispiel eine „Klima-Gefährdungsbeurteilung“ bei Baugenehmigungen.
Zahlt der Bund? Die schnellen Hilfen, die Scholz versprochen hat, könnten finanziell interpretiert werden, doch das Finanzministerium war gestern zurückhaltender. Während der Regierungspressekonferenz sagte BMF-Sprecherin Nadine Kalwey, es gelte, die Höhe der Schäden abzuwarten. Der Bund könne nur in Ausnahmefällen helfen.
Mehr Klimaanpassung gefordert: Die SPD-Abgeordnete Josephine Ortleb sagte SZ Dossier, diese Art der Katastrophen zeige, dass die Kommunen „finanziellen Spielraum brauchen, um mit den Folgen durch Klimaschäden umzugehen“. Einerseits könnten Kommunen entlastet werden, wenn sie von Schulden befreit würden. „Ich sehe aber auch die stärkere Ausfinanzierung von Förderprogrammen zur Klimaanpassung als wichtig an“, sagte sie. Kommunale Klimaschutzprogramme, die vom Bund mitfinanziert würden, sollten „größer und systematischer“ gedacht werden.