Die Parteibasis habe „die Schnauze richtig voll“, sagt jemand aus dem Umfeld des AfD-Bundesvorstands SZ Dossier; es sei das erste Mal, dass er das wahrnehme. Die jüngsten Skandale, Ermittlungen und Streit über den Umgang führten zu Konsequenzen im eigenen Lager: Kurz davor waren alle Abgeordneten der AfD aus ihrer ID-Fraktion im Europaparlament geflogen. Ein Antrag von Fraktionschef Marco Zanni erhielt die notwendige Unterstützung, das berichtete als erste die dpa.
Wiederannäherung: Der AfD ist bewusst, dass sie ohne Verbündete im Europäischen Parlament auf verlorenem Posten steht. „Um in Brüssel politisch wirken zu können, ist ein Zusammenarbeiten mit nahestehenden Parteien unerlässlich“, heißt es in einem Statement der Parteispitze. Man sei zuversichtlich, auch in der nächsten Legislaturperiode verlässliche Partner zu haben. Wer soll das sein? Die Bild berichtet von einer „Kontaktaufnahme über Mittelsmänner“ zwischen Alice Weidel und Marine Le Pen vom französischen Rassemblement National (RN).
Dazu heißt es aus Weidels Lager, eine konkrete Anfrage an Le Pen habe es nicht gegeben – bislang, berichtet Tim Frehler. „Die Idee, dass Frau Weidel auf Frau Le Pen zugeht, finde ich persönlich gut“, sagte ihm einer aus dem Umfeld des Bundesvorstands. „Wenn man sich mit den Franzosen einigen könnte, hätte das Signalwirkung.“
Beschwichtigung und Kritik: Andere Europaabgeordnete der AfD hatten noch erfolglos versucht, dem allgemeinen Rauswurf durch den Ausschluss einzig Maximilian Krahs aus der Fraktion zu entgehen. Einen Parteiausschluss Krahs hat die AfD-Führung am Mittwoch vermieden. Stattdessen nun Kritik an den rechten Partnern: Im Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte Stefan Keuter, stellvertretender Fraktionschef der AfD im Bundestag, hinter Le Pens Bruch mit der AfD stehe auch ihr Wunsch, „nach der Macht zu greifen“ – bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich 2027.
Er sei froh, dass die AfD auf „eine so wachsweiche Linie“ wie die des RN nicht einschwenke. Als Attacke auf die Französin wolle er das nicht verstanden wissen: „Wir greifen Le Pen nicht an“, teilt er SZ Dossier mit. Man müsse berücksichtigen, „dass sie neben dem Europawahlkampf ihren eigenen Wahlkampf in Frankreich führt“.