Eigentlich soll es ein Schlussstrich sein: Maximilian Krah, der Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, will sich aus dem Bundesvorstand seiner Partei zurückziehen. Auch im Wahlkampf tritt Krah nicht mehr auf. Zu groß war der Druck auf ihn, nachdem er endgültig den Bruch mit dem französischen Rassemblement National herbeigeführt hatte. Das Versteckspiel zwischen einer Partei und ihrem Spitzenkandidaten kommt damit zu einem Ende. Vorerst.
Ärger um Krah: Denn ausgestanden ist die Sache für die AfD keineswegs. Von der Wahlliste kann die Partei ihren Spitzenkandidaten nicht mehr streichen. Und sein (gut vergütetes) Mandat will Krah antreten, wie es aus der AfD heißt. Der Zweitplatzierte auf der Liste wird ihn im Wahlkampf nicht vertreten, auch Petr Bystron kündigte gestern an, vorerst nicht mehr aufzutreten. Dazu hatten ihn die Parteivorsitzenden vergangene Woche bereits aufgefordert. Auf Platz drei folgt mit René Aust ein Mann, der als Vertrauter von Björn Höcke gilt, und der im Februar noch sagte: „Remigration“ sei „unser Ziel“. Also genau jenes Vokabular bediente, das bei den Franzosen rund um Marine Le Pen zuletzt so große Verärgerung ausgelöst hatte.
Ärger in Europa: International weniger gut kommt an, dass Krah weiterhin Mitglied der AfD ist. Der Däne Anders Vistisen, Mitglied der ID-Fraktion, der die AfD (noch) angehört, schrieb am Dienstag auf X, die AfD müsse Krah loswerden oder „die ID-Fraktion verlassen“. Sollte es so weit kommen und sollten die AfD-Abgeordneten am Ende ohne Fraktion im EP dastehen, könnten sie Geld, Redezeit und Einfluss verlieren, wie mein Kollege Hubert Wetzel schreibt.
Ärger zuhause: Der Umgang mit Krah und den internationalen Partnern wirft bei der AfD auch die Frage auf, wie weit rechts sie agieren soll. Wie mehrere Medien berichteten, kursiert ein Schreiben des hessischen Landesverbandes, das unter anderem fordert, Krah und Bystron die Mitgliedsrechte zu entziehen und sie aus der Europadelegation auszuschließen. Insbesondere Krah gilt nicht unbedingt als gemäßigter Vertreter seiner Partei. Gleichzeitig formieren sich aus der Ecke der Neuen Rechten und dem Dunstkreis von Götz Kubitschek Stimmen, die eine „Melonisierung“ und einen „Mitte-Schwenk“ wie ihn die italienische Ministerpräsidentin vollzogen hat, kategorisch ablehnen. Dass sie „Mad Max“ nun zum Rückzug aus dem Bundesvorstand bewegen konnten, können die Parteichefs dann auch nur in Teilen als Erfolg für sich reklamieren. Denn, dass Krah für das Gremium nicht mehr kandidieren wird, stand ohnehin fest.