Unter den Haushältern der Ampelkoalition ist der Satz zu einer Art Mantra der Dystopie geworden: „Dafür fehlt mir die Fantasie.“ Er wird in letzter Zeit häufig gebraucht. Am 3. Juli soll die Bundesregierung dem Parlament einen verfassungskonformen Haushaltsentwurf vorlegen. Seit die Steuerschätzung am vergangenen Donnerstag ein zusätzliches Minus von 11 Milliarden Euro für den Bundeshaushalt prognostiziert hat, stellt sich die Frage, wie das gelingen soll, noch drängender.
Finanzplanung überholt: Die Lücke ist zwischen 30 und 35 Milliarden Euro groß. Am Freitag trafen sich die drei (mehr oder weniger starken) Männer der Koalition, Scholz, Robert Habeck (Grüne) und Christian Lindner (FDP), um über die diversen Probleme zu sprechen. Denn selbst wenn die Ministerien die Vorgaben des Finanzministeriums einhalten würden, ist die Planung vom Sommer 2023. Seitdem ist einiges passiert. Stichwort Schuldenbremsenurteil.
Die FDP hat Fantasie: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) leidet nicht unter fehlender Fantasie, ginge es nach ihm und seiner Partei könnte bei der Rente gespart werden, dazu beim Bürgergeld und bei der Entwicklungshilfe sowieso. Man müsse prüfen, welche Ausgaben „wirklich unseren Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen dienen“, sagte FDP-Fraktionsvize Christoph Meyer SZ Dossier. Im ZDF regte Lindner sich darüber auf, dass „jeder Radweg in Peru“ von deutschem Steuergeld finanziert würde. Laut Entwicklungsministerium gebe es einen Zuschuss in Höhe von 20 Millionen Euro für den Aufbau eines Fahrradschnellwegenetzes in Lima, wohl kaum deckt das die Kosten für „jeden Radweg in Peru“. Die Richtung für Lindner ist klar. Germany first.
Strukturelle Reformidee: Etwas, das künftig helfen könnte, wäre, wenn Ministerien sich einer systematischen Erfolgskontrolle unterwerfen müssten. Wie viel von dem Geld, das ihnen zugewiesen wird, wird tatsächlich ausgegeben? Laut Spiegel plant Lindner eine „ziel- und wirkungsorientierte Haushaltsführung“, genannt „zwoH“, einzuführen. Dann müssten die Ministerinnen und Minister bei der Aufstellung des Etats begründen, was sie mit ihren Ausgaben erreichen wollen. 30 Milliarden Euro seien laut Spiegel in den vergangenen Jahren nicht ausgegeben worden. Diese sind allerdings zweckgebunden – helfen derzeit also wenig.