Es zeige sich, dass „Antidemokraten von außen sich mit Antidemokraten von innen verbinden können“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gestern zum Fall Jian G. Der akkreditierte parlamentarische Assistent des AfD-Europaabgeordneten und EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah wurde wegen des Verdachts auf Spionage für China „in besonders schwerem Fall“ vorläufig festgenommen.
Eingebeten: Aus Kreisen des Auswärtigen Amts erfuhr SZ Dossier, dass der chinesische Geschäftsträger gestern „zu einem dringenden Gespräch ins Auswärtige Amt gebeten“ wurde. „Dabei wurde ihm die klare Haltung der Bundesregierung zu den laufenden Ermittlungen zu mutmaßlichen chinesischen Spionageaktivitäten mitgeteilt“, hieß es.
Schwer zu glauben: Die SZ-Kollegen empfingen Maximilian Krah am Dienstagmorgen in Brüssel, viel gesagt hat er zu den Vorwürfen aber nicht. „Sehen Sie, es ist ja kein Vorwurf gegen mich persönlich“, sagte er, er wolle erst einmal wissen, „was genau der Vorwurf gegen meinen Mitarbeiter ist“. Das Nachrichtenportal T-Online berichtete, G. habe für Krah im Jahr 2018 eine Reise nach China organisiert, wo dieser in Kontakt mit einer Unterorganisation der „internationalen Abteilung“ des Zentralkomitees trat, einem Teil des Nachrichtendienstsystems der Kommunistischen Partei.
„Absolut beunruhigend“: Die Parteiführung setzte – nicht zum ersten Mal – ein Krisengespräch an. Krah sei schon auf dem Weg nach Berlin, sagten Alice Weidel und Tino Chrupalla gestern der Presse, nachdem sie das rege Interesse genutzt hatten, um zum Zustand der deutschen Wirtschaft zu referieren. Absolut beunruhigend sei es, wenn ein Mitarbeiter festgenommen worden sei. „Wir werden uns heute Abend oder spätestens morgen früh mit ihm zusammensetzen“, sagte Chrupalla. Nach dem Gespräch soll es eine Stellungnahme geben. Gestern Abend landete Krah auf dem Flughafen BER.
Aktuelle Stunde: Wie es ihm gehe, fragte ein AfDler einen Kollegen auf dem Weg zur Cafeteria der Fraktionsebene. „Im Rahmen der Möglichkeiten“, antwortete der andere. „Wir kotzen im Strahl“, sagte ein AfD-Abgeordneter, der nicht namentlich genannt werden wollte, der SZ. Selbst, wenn man sich weiter ahnungslos gibt, dürfte die Spionage-Affäre die Partei noch beschäftigen. Wahrscheinlich auch am Donnerstag, denn die Regierungsparteien haben eine erneute Aktuelle Stunde beantragt.