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IW-Experte fordert Anreize für Mehrarbeit

Die Menschen in Deutschland sollen mehr und effizienter arbeiten, finden Kanzler Friedrich Merz und sein Generalsekretär Carsten Linnemann. Aber auf mehrmalige Nachfrage, wer denn jetzt genau gemeint sei, konnte Linnemann bislang keine befriedigende Antwort geben. Immer wieder fokussierte er sich mit seinem „Lieblingsthema Aktivrente“ auf die Rentnerinnen und Rentner, zuletzt am Sonntag bei ARD-Talkmasterin Caren Miosga.

Mehrarbeit lohnt sich nicht: Die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeberseite stehen naturgemäß nicht im Verdacht, Müßiggang gutzuheißen. Umso schwerer dürfte es in der laufenden Debatte wiegen, wenn ausgerechnet das von Verbänden und Unternehmen finanzierte Institut der deutschen Wirtschaft den CDU-Granden widerspricht: Es gehe nicht um Faulheit, sagte der Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer im Deutschlandfunk. Es sei nicht attraktiv genug, mehr zu arbeiten. Das liege auch an der Abgabenlast in Form von Steuern und Sozialversicherung, die gesenkt werden müsse. Und: Angestellte hätten nicht immer die Möglichkeit, mehr zu arbeiten, etwa wegen der Kinderbetreuung.

Die Frauen sollen es richten: Damit ist Schäfer näher am Vorschlag von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), die gefordert hatte, mehr Frauen in Vollzeit zu bringen. Daraufhin meldeten sich einige der Angesprochenen in den sozialen Netzwerken zu Wort und rechneten vor, wie hoch ihre Wochenarbeitszeit dank unbezahlter Care-Arbeit ohnehin schon ist, selbst bei gleichberechtigtem Familienmanagement. Offen ist also, wo angesichts fehlender Betreuungsstrukturen noch Möglichkeiten zur Arbeitszeiterhöhung bleiben sollen – vom mental load ganz zu schweigen.

Gewerkschaften rudern zurück - vermeintlich: Und dann gibt es da auch noch das Bedürfnis mancher Menschen, neben der Arbeit noch ein Leben zu haben, siehe Vorschlag Viertagewoche. Der hat Linnemann aber mit seiner Aussage, er finde die wiederholte Forderung nach einer Work-Life-Balance nicht angemessen, eine Absage erteilt. Daher dürfte er sich über die Aussage der IG-Metall-Chefin Christiane Benner gefreut haben: „Eine Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich steht aktuell nicht auf der gewerkschaftlichen Forderungsliste.“ Das sagte Benner der Bild-Zeitung.

Andersrum wird ein Schuh draus: Doch was dabei unterging, wie Benedikt Peters in der SZ schreibt, ist, dass die Arbeitnehmervertreterin diese nicht für nicht sinnvoll hält, sondern, dass es konjunkturell einfach nicht drin sei, sie zu fordern: „Wir spüren gerade in vielen Betrieben die angespannte wirtschaftliche Situation“, sagte Benner und fügte an: „Es sind die Arbeitgeber, die deshalb die Arbeitszeit verkürzen – auf Kosten der Beschäftigten.“