Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, versucht es mit Optimismus. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nächste Woche zu einem Ergebnis kommen“, sagte Frei am Wochenende bei den Koalitionsverhandlungen. Optimismus und Zuversicht, davon brauchen sie in der Union gerade eine Extraportion. Schon seit geraumer Zeit brodelt es in der zukünftigen Kanzlerpartei, die Kritik am Verhandlungsgeschick des Spitzenpersonals wird immer lauter (SZ Dossier berichtete).
Mehr Schröder wagen: Friedrich Merz, der der neue starke Mann der CDU sein und einen Politikwechsel für Deutschland einläuten wollte, verliert in den eigenen Reihen immer mehr Rückendeckung. Im SZ-Interview forderte nun der Chef der Jungen Union, Johannes Winkel, „mehr Gerhard Schröder“: Man könne den demografischen Wandel nicht länger ignorieren. „Ich wünsche uns Politiker, die wie Gerhard Schröder 2003 vor die Bürger treten und den Mut aufbringen, überfällige Zumutungen auszusprechen“, so Winkel.
Grummeln an der Basis: „Ich habe aus Berlin noch kein Signal vernommen, das mich in meinem konservativen Herzen erfreut“, sagte jüngst der Stuttgarter CDU-Landtagsabgeordnete Reinhard Löffler über die laufenden Verhandlungen. „Es gibt schon viel Enttäuschung bei den Konservativen in der Partei. Viele, die für Friedrich Merz waren, sind derzeit sprachlos“, sagte Löfflers Parteifreund Christian Bäumler.
Nun dies: In der Partei wurde am Wochenende die Forderung laut, die Mitglieder über einen möglichen Koalitionsvertrag für eine schwarz-rote Bundesregierung entscheiden zu lassen. Geht es jetzt bei den Konservativen etwa zu wie in der SPD? Der Kreisvorsitzende der CDU Potsdam-Mittelmark, Christian Große, jedenfalls forderte in einem Brief Merz: „Eine solch weitreichende Entscheidung darf in dieser Situation nicht ohne die direkte Einbeziehung der Parteibasis getroffen werden.“
Brandenburg probt Aufstand: Der Kreisverband habe einstimmig beschlossen, eine Mitgliederbefragung über den möglichen Koalitionsvertrag mit der SPD zu fordern. „Für den Fall, dass dieser Mitgliederentscheid nicht umgesetzt wird, droht unserer Partei ein weiterer massiver Vertrauensverlust innerhalb der Mitgliedschaft – mit unabsehbaren Konsequenzen“, heißt es in dem Brief. „Wir befürchten zahlreiche Parteiaustritte, die wir bis jetzt nur mit größten Anstrengungen verhindern konnten.“