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Meldung

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Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Es war zuletzt einigermaßen viel von Deutschland die Rede im befreundeten Ausland; auch im früher einmal befreundeten, wo Merz' Billionen-Kehrtwende mit den Worten bedacht wurde, er sei noch nicht einmal im Amt „und lügt schon wie Goebbels“. Das teilte der Propagandaspezialist Dmitri Medwedew mit. In Russland ist ein aus der Hüfte geschossener Nazi-Vergleich eben noch eine Sache.

Hauptsache, es rührt sich was: Der Guardian, als britisches Medium gewohnt daran, dass Politik von Machtfragen geprägt wird, notierte, Merz habe „für eines der erstaunlichsten politischen Wendemanöver der jüngeren Geschichte gesorgt“. Eines, das die Zeitung guthieß, nämlich als „mutigen und notwendigen Sprung ins Ungewisse“, da Bündnisse von Union und SPD zuletzt doch „mitunter den lähmenden Eindruck des Stillstands“ erweckt hatten und arg fad gewesen seien.

Do mention the war: Eine halbe Billion Euro für die Bundeswehr wäre vor nicht sehr langer Zeit von fast jeder britischen Zeitung, die etwas auf sich hält, mit einer Blitzkrieg-Schlagzeile bedacht worden. So weit ist es gekommen, dass der Historiker und Europa-Nostalgiker Timothy Garton Ash sich stattdessen traut, den Briten via X zu empfehlen: „Bitte lernt Deutsch! Es ist eine schöne, reichhaltige und nützliche Sprache, und ihr könnt um das längste zusammengesetzte Substantiv wetteifern.“

Sein Wohlwollen gegenüber den Beschlüssen der Woche teilte er gestern in einer für die Plattform etwas zu feinen Art mit, wie die bisweilen von etwas dumpfem Stolz inspirierten Antworten von Deutschsprechenden nahelegen. Garton Ashs langes deutsches Wort: „Weltpolitikfähigkeitverlustvermeidungsstrategie“. 47 Buchstaben, zählte er, „und ja, es macht Sinn“. Na ja.

In Rom hingegen herrscht Verwirrung. Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti von der Lega startete und prägte die heimische Debatte der Woche damit festzuhalten: Es könne nicht sein, dass es in Europa Regeln gebe, die zwar auf Englisch aufgeschrieben, aber auf Deutsch erdacht würden. „Deutschland beschließt, dass es aufrüsten muss und von der Leyen nimmt 800 Milliarden an Schulden für die Aufrüstung auf“, sagte er schon am Wochenende, in der Sache vielleicht nicht ganz richtig.

Aber natürlich charmant, dass der Minister Deutschland dafür rügt durchzusetzen, wofür Italien seit Jahrzehnten kämpft. Die Russlandnähe der Lega gerät da womöglich mit dem Interesse des eigenen Landes in Konflikt. Aber gegen Deutschland kann man in Rom immer gut punkten, noch dazu, wenn die Analyse an sich so auf den Punkt gerät: „Die Deutschen haben beschlossen, dass sie einfach machen können, was sie wollen, weil Deutschland aufrüsten muss und Schulden plötzlich kein Problem mehr sind“, sagte Giorgetti.