Lars Klingbeil gab sich souverän: Überrascht habe es ihn nicht zu erfahren, dass man „Stand jetzt“ noch nicht beisammen ist, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende kurz bevor er vor die Fraktion trat. „Die Priorität liegt jetzt darin, gemeinsame Gespräche, vertrauliche Gespräche zu führen“, so Klingbeil. Er glaube, dass sich alle beteiligten Parteien ihrer Verantwortung bewusst seien. „Ich gebe die Zuversicht nicht auf, dass es gelingt.“
Neues Setting, altes Credo: Auch wenn er sich bemühte – den Ärger über die klare Absage der Grünen konnte man bei Klingbeil am Montagmittag durchblitzen sehen. Es blieb dann auch keine Zeit, die Kommunikationslinie anzupassen. Es gelte nun, sagte Klingbeil, eben jene Verantwortung zu übernehmen, mit der die Grünen sich nicht unter Druck setzen lassen wollten: „Ich halte das für einen legitimen Weg, und den wollen wir jetzt gemeinsam in der demokratischen Mitte gehen“, sagte er.
Was danach geschah: Hinter verschlossenen Türen soll dann offenbar recht offen gesprochen worden sein. Und nicht unbedingt gut über die, die nicht dabei waren. „Ich sag's Euch, wie es ist: Diese Gesprächspartner waren die mit Abstand unangenehmsten. Humanität und Verantwortung für andere Menschen? Null komma null“, soll Verteidigungsminister Boris Pistorius laut dem Stern gesagt haben. Und weiter: „Ich sage es Euch: Dobrindt und Frei, sie sind wirklich unangenehm. Sie haben kein Gewissen.“
Links der Mitte: Die Zitate des Verteidigungsministers dürften nicht unbedingt dazu beitragen, das Klima zwischen den Verhandlern zu verbessern. Und womöglich braucht man bald auch noch die Linke. Deren Co-Fraktionsvorsitzende, Heidi Reichinnek nannte die Entscheidung der Grünen ein „starkes Statement“. Um an einer Reform der Schuldenbremse zu arbeiten, sei man bereit, mit allen demokratischen Parteien zu reden. Mit der SPD und den Grünen sei man schon im Gespräch, das würde sie sich auch von anderen demokratischen Parteien wünschen, sagte Reichinnek in Richtung Union.
Linke Stolperfalle: Die Union hat bereits seit 2018 einen Unvereinbarkeitsbeschluss, der eine Zusammenarbeit mit den Linken ausschließt.